Menschen bei MEDI: Dipl.-Psych. Friederike Echtler-Geist

18. November 2019

Eine Psychotherapeutin mit ernsthaften Zielen und spannenden Visionen: Die Stuttgarter Dipl.-Psych. Friederike Echtler-Geist wünscht sich ein großes psychotherapeutisches Versorgungszentrum, vielleicht sogar irgendwann mit teilstationären Angeboten, Mutter-Kind- und anderen Gruppen. Aber alles Schritt für Schritt – die eigene Balance immer gut im Blick.

Echtler-Geist muss aufgrund der immensen Nachfrage immer wieder Patienten abweisen, seit sie 2013 einen Kassensitz übernommen hat. Schon damals brannte sie für die Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Menschen und wusste, dass sie lieber im Team als allein arbeitet. Aus diesen Überlegungen ist eine Praxis mit sieben fest angestellten Psychotherapeuten und zwei freien Mitarbeitern geworden. Außerdem gibt es zwei Zweigpraxen.

Breites Spektrum

Der Ansturm auf ihre Praxis ist groß, der Bedarf riesig – manchmal bekommt sie über 15 Anfragen an einem Tag. Das liegt sicher auch an dem breiten Spektrum von Angeboten. Ein Kollege in der Praxis spricht beispielsweise perfekt Türkisch und hat mit dem Angebot türkischsprachiger Psychotherapie eine unerwartet große Nachfrage ausgelöst.

Natürlich würden die Therapeuten am liebsten jedem helfen, aber trotz der Größe der Praxis müssen sie immer wieder Patienten ablehnen. Echtler-Geist gibt nicht auf, sie möchte die Praxis gern weiter vergrößern. Mehr Mitarbeiter ließen sich wohl finden, da ihrer Erfahrung nach jüngere Psychotherapeuten nicht unbedingt als Einzelkämpfer arbeiten wollen. Vielleicht wären auch größere Räumlichkeiten machbar, aber ob diese Ideen tatsächlich realisierbar sind, hängt auch von der Kassenärztlichen Vereinigung ab. „In dieser Situation ist es ein gutes Gefühl, MEDI-Mitglied zu sein“, erklärt die Psychotherapeutin entspannt. Ein Gespräch mit Dr. Werner Baumgärtner vermittelte ihr ein Gefühl von Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber ihren Plänen.

Facharztverträge mit allen Kassen

Die von MEDI ausgehandelten Verträge nutzt sie sowieso schon lange: nicht nur den PNP-Vertrag von AOK und Bosch BKK, sondern auch die mit der DAK-Gesundheit, TK und ab nächstem Quartal auch der BKK VAG. Eine beträchtliche Anzahl der Patienten ist über die MEDI-Verträge eingeschrieben. Wie kommt das? „Die Selektivverträge haben aus meiner Sicht mehrere Vorteile gegenüber der Regelversorgung“, zählt Echtler-Geist auf. Erstens reduziert sich der Verwaltungsaufwand, weil beispielsweise Gutachten wegfallen. Zweitens ist man außerhalb der KV-Abrechnung weniger eingeschränkt bei der Therapiedauer. „Manche chronisch kranke Patienten brauchen nun mal eine jahrelange Begleitung“, weiß sie, „auch wenn irgendwann nur ab und zu eine Therapiestunde nötig ist.“ Und drittens ist natürlich auch die bessere Honorierung motivierend.

Darum MEDI

Neben diesen praktischen Abwägungen sprechen für sie aber auch politische Gründe dafür, sich bei MEDI zu engagieren. „Die medizinische Versorgung muss in den Händen der niedergelassenen Therapeuten bleiben“, fordert sie. Die psychotherapeutische Versorgung ist für sie auch ein Politikum. Sie erinnert daran, dass psychische Erkrankungen vor 20 Jahren in der Arbeitsunfähigkeitsstatistik noch nahezu bedeutungslos waren. Heute sind sie laut BKK-Gesundheitsreport 2018 zweithäufigste Diagnosegruppe bei Krankschreibungen. „Angesichts solcher Zahlen muss die Politik die Rolle der Psychotherapeuten sehr ernst nehmen“, fordert sie, „schließlich geht es bei unseren Patienten häufig um Leben und Tod.“

Für eine Patientengruppe engagiert sich Echtler-Geist ganz besonders: Frauen mit peripartalen psychischen Erkrankungen nämlich. „Das ist für mich eine Art Steckenpferd, da steckt richtig viel Herzblut von mir drin“, sagt die Psychotherapeutin, die selbst Kinder hat. Sie weiß, dass rund 20 Prozent der Mütter vor oder nach der Geburt von psychischen Störungen betroffen sind. In dieser Situation muss schnell gehandelt werden, sonst leiden nicht nur die Frauen, sondern auch die Babys und Familien.

Und das völlig unnötig: Echtler-Geist weiß, dass man mit wenig Aufwand sehr viel für Betroffene tun kann. „Die Prognose ist wirklich gut“, erklärt sie, „allerdings nur, wenn zeitnah gehandelt wird.“ Als Ursache kommen neben den hormonellen Veränderungen genetische Risikofaktoren ebenso infrage wie finanzielle Sorgen oder zwischenmenschliche Probleme.

„In unserer Leistungsgesellschaft ist der Druck auf eine junge Mutter sehr groß“, äußert sie kritisch. „Als perfekte Mutter soll man dem Baby Biobrei selbst kochen, es intellektuell fordern und fördern, ist für die eigene Gesundheit und die des Kleinen verantwortlich – eigentlich kann man da nur versagen oder die Ansprüche herunterschrauben.“

Echtler-Geist ist Mitglied im Stuttgarter Marcé-Arbeitskreis, der die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Therapeutengruppen zu peripartalen psychischen Erkrankungen verbessern möchte. Wird ihr das alles nicht zu viel? Sie winkt lächelnd ab: „Für mich bedeutet es eine große Erfüllung, psychotherapeutisch zu arbeiten. Ich empfinde es tatsächlich als Ehre, wenn Menschen Kernthemen des Lebens mit mir besprechen. Deshalb habe ich keine Angst, dass ich in meinem Beruf schnell ermüden könnte.“

Volles Engagement dank familiärer Unterstützung

Die Psychotherapeutin lebt mit ihrer Familie in Stuttgarter Halbhöhenlage. Der Mann hat eine 70-Prozent-Stelle als Architekt, ansonsten kümmert er sich um die drei kleinen Kinder. Eigentlich wollten beide weniger arbeiten, um Zeit für die Erziehung zu haben. „In Wirklichkeit arbeite ich gut 100 Prozent“, gibt die Psychotherapeutin zu und spricht darüber, dass sie ihr berufliches Engagement ohne ihren Mann und auch die Großeltern nicht leisten könnte.

In der Freizeit macht die Familie Ausflüge auf die Alb, klettert in Höhlen, lässt Drachen steigen oder fährt Kanu. „Kinder sind die besten Lehrmeister der Achtsamkeit“, findet sie, „die leben komplett im Hier und Jetzt“. Allerdings machen sie auch ganz schön viel Unordnung. Deshalb gibt es bei dem Ehepaar eine Regel: Wer tagsüber die Kinder hatte, darf abends aufs Sofa – der andere räumt auf. Sie hat das Sofaglück wohl eher selten.

Ruth Auschra

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