In knapp zwei Wochen starten die Honorarverhandlungen zwischen Vertragsärztinnen und -ärzten und den Krankenkassen. Zum ersten Mal sollen Tarifabschlüsse für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) direkt bei der Erhöhung des Orientierungswerts (OW) berücksichtigt werden. Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. fordert eine adäquate Vergütung, um die prekäre Versorgungssituation nicht weiter zu destabilisieren.
„Die ambulante medizinische Versorgungslage ist besorgniserregend. Wir finden schon jetzt kaum mehr Praxisnachfolger. Umso wichtiger ist es, die Niederlassung attraktiver zu machen, um die Versorgungssituation nicht weiter zu destabilisieren“, mahnt Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI Baden-Württemberg e. V. und praktizierender Kardiologe. Die bevorstehenden Honorarverhandlungen sollten sich laut MEDI-Chef an den Tarifentwicklungen für Klinikärztinnen und -ärzte orientieren.
MEDI begrüßt, dass Tariferhöhungen bei den Medizinischen Fachan-gestellten erstmals in den Verhandlungen zum Orientierungswert für 2025 berücksichtigt werden. „Das muss sich aber auch auf das Ergebnis der Verhandlungen deutlich auswirken. 2024 stiegen die tariflichen MFA-Gehälter im Schnitt über alle Tarifgruppen hinweg um 7,4 Prozent. Diese Steigerungen wurden beim Orientierungswert 2024 noch nicht berücksichtigt. Da haben wir draufgelegt. Das muss jetzt ausgeglichen werden“, kritisiert Smetak.
Der medizinische Fachkräftemangel mache den Praxen zunehmend zu schaffen, weil sie im Wettbewerb mit Kliniken und Verwaltungen nichts entgegenzusetzen hätten, so der Ärzteverband. MEDI ist sicher, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) als Verhandlungsvertreter der Vertragsärzteschaft, die Versorgungslage gegenüber dem GKV-Spitzenverband überzeugend darstellen und mutig in die Verhandlungen treten wird.
Der fachübergreifende Ärzteverband betont zudem, dass allein eine Steigerung des Orientierungswerts die Versorgung nicht langfristig sichern wird. „Durch den massiven demografischen Wandel und die steigende Morbidität brauchen wir strukturelle Reformen, wie beispielsweise eine nachhaltige Patientensteuerung. Wir brauchen die Entbudgetierung der Haus- und Fachärzteschaft, den Bürokratieabbau, mehr Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung und eine funktionierende Digitalisierung. Unsere Versorgungsprobleme werden mit dem von Herrn Lauterbach geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz nicht gelöst werden“, warnt Smetak.
Tanja Reiners