MEDI fordert Notfallplan für schnelle Entbudgetierung der Hausärzteschaft

Laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) setzt sich die Budgetierung der Hausärzteschaft in Baden-Württemberg fort: Zum zweiten Mal – nach zehn Jahren – werden auch die Leistungen im ersten Quartal 2024 nur noch budgetiert vergütet. Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. fordert von der Bundesregierung einen Notfallplan, um die bundesweit geplante Entbudgetierung der Hausärztinnen und -ärzte im Rahmen des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) noch in diesem Jahr umzusetzen, damit die hausärztliche Versorgung sichergestellt werden kann.

„Zum zweiten Mal in Folge werden die Hausärztinnen und -ärzte in Baden-Württemberg budgetiert. Das bringt viele meiner Kolleginnen und Kollegen in Existenznöte und führt zu weiteren Versorgungsengpässen. Uns fehlen schon jetzt über 1.000 Hausärztinnen und -ärzte in Baden-Württemberg. Wir fordern die Bundesregierung auf, diese dramatische Lage ernst zu nehmen und die geplante Entbudgetierung in Form eines Notfallplans noch in diesem Jahr umzusetzen“, mahnt der Vorsitzende von MEDI Baden-Württemberg e. V. und praktizierende Kardiologe Dr. Norbert Smetak.

Zum Hintergrund: Durch die Budgetierung werden nicht alle hausärztlich getätigten Kassenleistungen honoriert. Vor allem für Hausarztpraxen, die einen hohen Anteil an gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten versorgen, führt diese Begrenzung zu großen Honorarausfällen. Die Bundesregierung plant mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) eine Entbudgetierung der Hausärzteschaft, die voraussichtlich aber erst im dritten Quartal 2025 greifen wird.

Dr. Stefan Reschke ist Hausarzt im Rhein-Neckar-Kreis und einer der vier Sprecher der jungen berufspolitischen Gruppierung Young MEDI. In den vergangenen zwei Jahren hat der 40-jährige Allgemeinmediziner zwei Praxen übernommen und Ärztinnen und Ärzte zusätzlich angestellt. Er versorgt mit seinen Praxen rund 4.000 Menschen in der Region. „Im Vergleich zu den meisten Medizinerinnen und Medizinern meiner Generation habe ich den Sprung in die Niederlassung gewagt, um Verantwortung für die hausärztliche Versorgung zu übernehmen. Ich habe Kredite aufgenommen und arbeite 60 bis 70 Stunden die Woche für die Versorgung und das Praxismanagement. Durch beide Budgetierungen fehlt mir ein fünfstelliger Betrag. Das sind Leistungen, die in meinen Praxen erbracht wurden und einfach nicht bezahlt werden. Diese Budgetierung und viele andere Missstände ruinieren meine Praxen wirtschaftlich. Ich sehe mich leider in diesem System gezwungen, künftig viel stärker private Leistungen anzubieten. Mit der reinen Behandlung gesetzlich versicherter Patientinnen und Patienten kann ich leider meine Praxen nicht mehr finanzieren. Die politischen Missstände führen zu einer echten Zweiklassenmedizin“, so Reschke.

Tanja Reiners

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

„Ärztinnen und Ärzte wollen sich um Menschen kümmern, nicht um Bürokratie“

Seit nunmehr zwölf Jahren arbeitet Alexander Bieg für die MEDIVERBUND AG. Als Abteilungsleiter für Versorgungsstrukturen (MVZ) und Organisationsentwicklung liegt sein Fokus auf der Schaffung effizienter Strukturen und der Optimierung abteilungsübergreifender Prozesse. Seine Arbeit umfasst die Beratung, Gründung und den Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ebenso wie die Einführung neuer Tools für möglichst reibungslose Abläufe.

Elektronische Patientenakte: MEDI plant bundesweite Kampagne zur Patientenaufklärung

Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. sehen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ab Mitte Januar 2025 sehr kritisch. Die digitale Akte sei weder technisch noch strukturell ausgereift. Ein finanzieller Ausgleich für den erheblichen Mehraufwand in den Praxen ist laut Ärzteverbände zudem nicht vorgesehen. Auch über die Transparenz stigmatisierender Diagnosen beispielsweise durch Einsicht in Medikationslisten sollten Patientinnen und Patienten informiert werden. Parallel zur Aufklärungskampagne der Bundesregierung plant MEDI in den kommenden Wochen eine eigene bundesweite Patientenaufklärung in den Praxen.