„Mit unseren eigenen IT-Anwendungen sind wir auf dem richtigen Weg“

Seit März 2018 ist Dr. Wolfgang Schnörer Vorstand der MEDIVERBUND AG. Nachdem sein Kollege Frank Hofmann zum Jahresende in den Ruhestand gegangen ist, hat Schnörer als alleiniger Vorstand die Geschicke der MEDIVERBUND AG übernommen. An seinen Prioritäten hat die neue Rolle nichts geändert: Er möchte weiterhin zentrale Projekte wie die MEDI-eigenen digitalen Tools, aber auch von MEDI betriebene Medizinische Versorgungszentren (MVZ) vorantreiben.

„Es ist wie immer alles eine Frage der Organisation – und ein Stück weit der Delegation“, antwortet Dr. Wolfgang Schnörer auf die Frage, wie sich sein Arbeitsalltag verändert hat, seit er zum 1. Januar 2024 als Vorstand die alleinige Verantwortung für die MEDIVERBUND AG übernommen hat. Er trifft nun teilweise auf andere Gesprächspartnerinnen und -partner, nimmt andere Termine wahr als zuvor. „Meetings und Projekte müssen noch sorgfältiger ausgewählt, durch alle Beteiligten gut vorbereitet und straff durchgeführt werden, damit ich mich mit den für MEDI strategisch wichtigen Themen beschäftigen kann.“ Dies sind neben wirtschaftlichen Belangen auch politische Themenfelder, zu denen MEDI sich positioniert.

Digitalprojekte haben oberste Priorität

Doch trotz der veränderten Verteilung der Verantwortungsbereiche in der Führungsetage der MEDIVERBUND AG sind Schnörers zentrale Anliegen dieselben wie zuvor. Eines davon betrifft die verschiedenen Digitalprojekte von MEDI: zum einen den Messenger-Dienst garrioCOM, der sowohl den Kontakt mit Patientinnen und Patienten als auch die Kommunikation mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen erleichtern und somit Praxen entlasten soll. „Unser Messenger wird von vielen Ärztinnen und Ärzten – meist sind es diejenigen, die auch an unseren Selektivverträgen teilnehmen – gut angenommen“, berichtet der Jurist. Aktuell ist man bei MEDI gerade dabei, dies mit verschiedenen Kooperationspartnern weiter auszubauen. „Die bisherige Resonanz zeigt uns, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.“

Als nächstes steht die Markteinführung des MEDI-eigenen Praxisverwaltungssystems (PVS) garrioPRO bevor. Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024 soll es soweit sein. Jüngst hat das PVS verschiedene Zertifizierungen erfolgreich absolviert. „Damit ist es uns möglich, zeitnah mit der ersten Arztgruppe zu starten. Dies ist unser größtes Projekt und allein schon deshalb werden wir darauf unser besonderes Augenmerk richten“, verrät Schnörer. Die garrio-Produkte zeichnen sich aus seiner Sicht unter anderem durch eine moderne und kopplungsfreie Software-Architektur aus. „Konkret bedeutet es, dass wir nicht nur einfach Module in der Software austauschen, sondern sogar unterschiedliche Programmiersprachen zur Entwicklung der Logik einsetzen können“, erklärt er. Aus Kundensicht formuliert: eine Software, die schnell auf neue Anforderungen und Dynamik des Marktes reagieren kann. „Das können veraltete Systeme oftmals nicht.“

Ein ganzes digitales Ökosystem statt komplizierter Einzelanwendungen

Für die Widerstände gegenüber etlichen Projekten der Digitalisierung im Gesundheitswesen innerhalb der Ärzteschaft hat Schnörer durchaus Verständnis: „Wenn Systeme abstürzen, unübersichtlich zu handhaben sind, keinen Mehrwert bieten und den Praxisablauf nicht effizienter gestalten, führen sie zu Frust.“ Dies gilt umso mehr, wenn sie mit erheblichen Investitionen verbunden sind, die sich zum Beispiel wenige Jahre vor der Rente gar nicht mehr wirtschaftlich darstellen lassen. Mit garrio möchte MEDI seinen Mitgliedern ein ganzes digitales Ökosystem bieten: „Unsere Stärke ist es, dass wir ein Portfolio an Produkten anbieten, die miteinander kommunizieren und Informationen austauschen“, betont der MEDI-Vorstand. Er legt außerdem großen Wert auf eine einfache und intuitive Bedienung der garrio-Systeme: „Die bislang verfügbaren PVS-Systeme sind größtenteils sehr kompliziert aufgebaut. Ihre Ansicht ist mit Informationen überladen. Deshalb sind zu viele Klicks notwendig, um die gewünschte Aktion auszuführen. Das nimmt unnötig viel Zeit in Anspruch.“

Das in Kürze erhältliche MEDI-PVS garrioPRO ist mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbunden und hat auch entsprechende Prüfverfahren der gematik erfolgreich abgeschlossen. „Es fehlen uns noch einige TI-Anwendungen, die wir nach Bedarf umsetzen können“, erklärt Schnörer. Dasselbe gilt für die elektronische Patientenakte (ePA), die voraussichtlich zum Ende des ersten Quartals 2025 verpflichtend sein wird. „Wir haben unsere Datenstruktur im PVS bereits darauf ausgerichtet. Eine ePA-Anbindung wird möglich sein.“

Auch Gesundheitsfachkräfte sollen aus Vietnam kommen

Die MEDI-eigenen IT-Anwendungen werden von Dienstleistern in Vietnam entwickelt. Das war aber nur einer der Gründe, warum der Vorstand in letzter Zeit häufig in Vietnam unterwegs war. Denn daneben sollen perspektivisch auch in Vietnam ausgebildete Medizinische Fachangestellte (MFA) nach Deutschland angeworben werden. Bekanntlich besteht in den niedergelassenen Praxen hierzulande ein enormer Bedarf an MFA. „Wir planen, im Herbst die ersten Auszubildenden aus Vietnam in verschiedene Großpraxen zu bringen“, erklärt Schnörer. Dabei ist er sich der Risiken einer derartigen Fachkräfte-Anwerbung durchaus bewusst: Sie liegen neben anderen Standards, die anzupassen sind und der Sprachbarriere auch im individuellen Bereich jeder einzelnen der sogenannten Nurses aus Vietnam, die schließlich in einer gänzlich anderen Kultur sozialisiert wurden. Doch der MEDI-Vorstand ist zuversichtlich, dass auch die soziale Integration gelingen wird: „In früherer Zeit gab es gerade im Osten Deutschlands im Rahmen von Austauschprogrammen gute Erfahrungen mit Fachkräften aus Vietnam.“

Daneben möchte Schnörer auch das Geschäftsfeld der MEDI-eigenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) weiter vorantreiben. „Vor einiger Zeit haben wir zusammen mit einem Partner eine Tagesklinik erworben, um die strukturellen Voraussetzungen zur Gründung von MVZ zu verbessern“, berichtet er. An den unzähligen Anfragen, etwa von Kommunen, kann man ablesen, dass gerade auch im ländlich geprägten Bereich ein enormer Bedarf existiert. „Auch an dieser Stellte wird uns das Zusammenspiel von verschiedenen Themen, darunter die garrio-Produktgruppe sowie die Selektivverträge mit fundiertem Know-how, sehr gut helfen. Alle Themen ergänzen sich gut.“

Virtuelle Meetings können persönliche Treffen nicht ganz ersetzen

Für den Erfolg seiner Herzensprojekte sind gute Kontakte in die Berufspolitik unerlässlich: „Ich befinde mich schon immer im ständigen Austausch mit verschiedenen Berufsvertretern und besuche Kongresse, Veranstaltungen, Messen“, erzählt Schnörer. Insbesondere als Vorstand der MEDIVERBUND AG gilt es, Vertrauen aufzubauen und persönliche Beziehungen zu pflegen. Deshalb kommt sein Arbeitsalltag – trotz vieler virtueller Meetings und regelmäßiger Arbeit im Home-Office – weiterhin nicht ohne Dienstreisen und persönliche Treffen aus: „Wenn man sich persönlich kennt, arbeitet man einfach anders zusammen und hat auch eine größere Verbindlichkeit.“

Bei der Fülle seiner verantwortungsvollen Aufgaben wird Schnörer von seiner Familie geerdet, mit der er vor allem an Wochenenden möglichst viel Zeit verbringt. „Meine Familie muss allerdings auch viel Verständnis für diesen Beruf aufbringen“, erzählt er. Alleine im Jahr 2023 war ich wegen der genannten Projekte viermal in Vietnam, neben zahlreichen Dienstreisen.“ In seiner Freizeit stehen bei ihm und seiner Familie vor allem Fahrradtouren oder Wandern in den Bergen hoch im Kurs. „Es braucht gute Koordination, damit man entspannte freie Stunden mit seinen Lieben verbringen kann“, meint er.

Antje Thiel

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Elektronische Patientenakte: MEDI plant bundesweite Kampagne zur Patientenaufklärung

Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. sehen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ab Mitte Januar 2025 sehr kritisch. Die digitale Akte sei weder technisch noch strukturell ausgereift. Ein finanzieller Ausgleich für den erheblichen Mehraufwand in den Praxen ist laut Ärzteverbände zudem nicht vorgesehen. Auch über die Transparenz stigmatisierender Diagnosen beispielsweise durch Einsicht in Medikationslisten sollten Patientinnen und Patienten informiert werden. Parallel zur Aufklärungskampagne der Bundesregierung plant MEDI in den kommenden Wochen eine eigene bundesweite Patientenaufklärung in den Praxen.