Studiert und promoviert hat Dr. Ferdinand Gasser in Wien, danach ging seine berufliche Laufbahn in Süddeutschland weiter. Inzwischen ist der Orthopäde in Stuttgart und auch bei MEDI Baden-Württemberg angekommen: Er hat 2020 eine Praxis in Zuffenhausen übernommen und engagiert sich bei Young MEDI.
Die Umstellung vom Wiener Schnitzel zur Schwäbischen Maultasche hat Gasser ganz ohne Kulturschock überstanden. „Mir liegt ein bisschen deutsche Disziplin mehr als zu viel österreichische Gemütlichkeit“, lacht er und berichtet, dass er eigentlich nur für sechs Monate zur Unfallchirurgie- Weiterbildung nach Friedrichshafen gegangen war. Dann waren ihm die Kolleginnen und Kollegen aber unerwartet sympathisch und der Chef ließ ihn erfreulich viel operieren.
So blieb Gasser in Deutschland, war vier Jahre lang Oberarzt an der Baumann-Klinik und leitete ein Jahr lang die Sektion Endoprothetik im Orthopädisch- Unfallchirurgischen Zentrum in Göppingen. Die Chirurgie ist es wohl, die ihn beruflich am meisten fasziniert. „Eigentlich hat mich als Studierender die Herz- und Thoraxchirurgie am meisten gereizt“, verrät er, „aber schnell ist mir klar geworden, dass man mit 50 vermutlich keine Dienste in der Klinik mehr machen will.“
Er orientierte sich in die ambulante Versorgung um und übernahm eine freiwerdende Praxis im Ärztehaus Zuffenhausen. Glücklicherweise war hier bereits ein professionelles OP-Zentrum integriert, wo Gasser ambulante Operationen durchführt. Vor allem die Hand- und Fußchirurgie ist ihm ein Anliegen.
Unterstützung im neuen Jahr
Inzwischen läuft seine Praxis – das Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie, Chirurgie und Ambulante Operationen – so gut, dass er vorerst keine neuen Patientinnen und Patienten mehr annehmen kann. Das soll sich ab Anfang 2023 durch die Bildung einer Berufsausübungsgemeinschaft mit einem Stuttgarter Kollegen ändern. Den Klinikjob vermisst Ferdinand Gasser nicht, die Praxis hat für ihn viele Vorteile: „Ich bin mein eigener Chef, habe geregelte Arbeitszeiten ohne Wochenenddienste, also eine deutlich höhere Lebensqualität.“ Was ihn besonders freut: Wenn er etwas ändern möchte, muss er keinen Verwaltungsdirektor mehr fragen und auf dessen Antwort warten. Er kann Abläufe selbst gestalten – und das macht dem jungen Praxisinhaber viel Freude.
Neuerungen kamen gut an
Die Praxisübernahme 2020 startete pandemiebedingt sehr ruhig. Für ihn Anlass, die Papierdokumentation auf digitale Patientenakten umzustellen. „Ein unglaublicher Aufwand, aber die Effizienzsteigerung ist enorm gut“, fasst er lächelnd zusammen. Als weitere Neuerung wurde die Online-Terminvergabe eingeführt, die von den Patienten gerne angenommen
wird. Außerdem setzte er noch das Arbeiten mit Textbausteinen und das Diktieren per Spracherkennung um. Sein Team reagierte positiv auf die Veränderungen. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels ist sich Gasser der Bedeutung zufriedener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur zu bewusst. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre und Bonusregelungen für besonderes Engagement tragen zur Teamzufriedenheit bei, hofft er.
„Der Orthopädievertrag bringt viel mehr Planungssicherheit“
Als echtes Highlight bezeichnet Gasser den Orthopädievertrag. Einerseits freuen ihn natürlich die bessere Vergütung, der geringe bürokratische Aufwand und die fehlende Fallzahlbegrenzung. „Für mich als Praxisinhaber ist dadurch viel mehr Planungssicherheit gegeben als im Rahmen der KV-Arbeit“, betont er. Andererseits kommt die Betreuung im Facharztvertrag bei seinen Patientinnen und Patienten „extrem gut an“. Er bekommt viele positive Rückmeldungen zu den kürzeren Wartezeiten (oder zur Zuzahlungsbefreiung für bestimmte Medikamente), die Patientenzufriedenheit ist im Orthopädievertrag deutlich höher, zu sehen auch bei den positiven Rückmeldungen in diversen Online-Bewertungsportalen.
Auch die Koordinierung mit dem Hausarzt verbessert seiner Erfahrung nach die Versorgung. „Damals haben Dr. Baumgärtner und Kollegen von MEDI wirklich einen sensationellen Vertrag ausgehandelt“, lobt er und ergänzt: „Wir jüngeren MEDI Ärzte müssen in Zukunft dafür sorgen, dass solche Errungenschaften erhalten bleiben oder besser noch weiter ausgebaut werden.“
Engagement bei Young MEDI
Vor diesem Hintergrund war es sicher kein Zufall, dass er sich der Arbeitsgruppe Young MEDI angeschlossen hat und auch zur Wahl aufgestellt wurde. „Hier habe ich sympathische junge Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, mit denen man sich auch gerne austauscht“, freut er sich. Aber in erster Linie geht es natürlich um die gemeinsame berufspolitische Arbeit. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Politik in den nächsten Jahren anfängt, bei uns zu streichen“, ergänzt er nachdenklich. In so einer Situation braucht der MEDI-Verbund engagierte jüngere Mitstreiter wie Gasser.
Als Ausgleich zur beruflichen Anspannung zieht es den Österreicher häufig in die Berge. Er besitzt das Diplom „Alpin- und Höhenmedizin“ und hat jede Menge bergsportliche Erfahrung. Im Sommer findet man ihn auf Wanderungen und Hochtouren, etwa auf den Piz Bernina in der Schweiz oder auf Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner. Im Winter macht er am liebsten Skitouren abseits der Piste. „Nein“, sagt er entspannt, „die Klinik vermisse ich wirklich nicht.“
Ruth Auschra