Im beschaulichen Bad Wildbad führt Dr. Günther Limberg eine Praxis mit den Schwerpunkten Diabetologie, Gastroenterologie und Kardiologie. Nebenbei hat der Internist auch noch das Wundnetz Nordschwarzwald, das Präventionsprogramm Vita-Bilanz sowie die Initiative Burnout aufgebaut.
Besteht nicht die Gefahr, sich durch ein so umfangreiches Programm selbst ins Burnout zu treiben? Limberg verneint lachend. Er kennt die Gefahren und die Anzeichen für ein drohendes Burnout. „Ich kann mich entscheiden, richtig oder falsch auf erste Anzeichen zu reagieren“, meint er. Richtig handeln heißt für Limberg beispielsweise ganz konkret, morgens um 6 Uhr joggen zu gehen und eine Dreiviertelstunde später zu meditieren. „Man muss körperlich und mental etwas für seine Leistungsfähigkeit tun“, lautet sein Statement.
Raus aus der Tabuzone
Als Vorsitzender der 2015 gegründeten Initiative Burnout (IBO) ist es ihm ein Anliegen, das Thema aus der immer noch vorhandenen Tabuzone herauszuholen. In unserer Gesellschaft sind Leistungsfähigkeit, Stärke und Erfolg erwünscht, ein Zweifel an diesen Zielen oder gar ein Zusammenbruch stigmatisiert die Menschen. „Das gilt übrigens auch für uns Ärzte“, ergänzt er und warnt davor, unter Burnout nur die letzte Phase des Prozesses zu verstehen, wenn buchstäblich nichts mehr geht. Ein Burnout kann sich jahrelang entwickeln. Limberg plädiert dafür, die Entstehung möglichst früh zu erkennen und zu unterbrechen. Wer das Burnout bis zum bitteren Ende durchmacht, ist meist nicht mehr arbeitsfähig.
So arbeitet die IBO
Die Arbeit der Initiative Burnout läuft auf zwei Ebenen ab: Regelmäßige Informationstreffen für Betroffene und ihre Angehörigen werden ergänzt durch Fachforen mit Ärzten, Therapeuten, Arbeitgebern, Vorgesetzten, Betriebsräten und Vertretern öffentlicher Einrichtungen. „Wir wollen für das Thema sensibilisieren“, so Limberg, der gern die Unterstützung von Krankenversicherungen, Politik, Betrieben und Öffentlichkeit akzeptiert.
Als berufliches Steckenpferd bezeichnet er die Prävention, nicht nur von Burnout. Durch seine jahrelange diabetologische Tätigkeit hat er gelernt, dass allgemeine Appelle an die Patienten, etwa sich mehr zu bewegen oder gesünder zu essen, ohne Resonanz sind. „Voraussetzung für eine erfolgreiche Prävention ist die Verbesserung der Gesundheitskompetenz unserer Patienten“, so Limberg. Konkret bedeutet das für den Arzt: „Sie müssen in die Lage versetzt werden, ihre individuellen Risiken und Chancen zu erkennen und zu verstehen.“
Family Business
Gemeinsam mit seiner Tochter, einer Medizininformatikerin, hat er seit über zehn Jahren ein Programm namens VitaBilanz entwickelt. Ähnlich wie bei ARRIBA oder PROCAM werden die Patienten über ihr persönliches Risikoprofil informiert. Ein wichtiger Aspekt ist erfahrungsgemäß die Erkenntnis, wie sich die eigene Situation im Vergleich mit anderen darstellt. „Das Programm haben wir inzwischen tausendfach angewandt“, so Limberg, „neuerdings ist es mit einem E-Learning-Modul verbunden.“
Der Internist findet es sinnvoll, alle Menschen ab 35 in so ein Programm einzubeziehen. Die im Gespräch mit den Patienten vermittelten individuellen Risiken, Chancen und Maßnahmen müssen verständlich und nachlesbar sein. Deshalb erhält jeder Patient sein Journal mit einer individuellen Analyse, einem Lexikon und mit Hinweisen auf konkrete Präventionsmaßnahmen, auch zur psychischen Balance.
Im nächsten Jahr gibt es zusätzlich eine App. „Erkennen, Motivieren, Umsetzen“, sagt Limberg stolz, „das funktioniert wirklich. Zur Verhinderung chronischer Krankheiten ist mit relativ geringem Aufwand weit mehr möglich als in der Reparaturmedizin.“ Die VitaBilanz-Analyse wird übrigens nicht nur von den Privatversicherungen übernommen, sondern im Rahmen eines laufenden Pilotprojekts auch von der AOK Stuttgart.
Einsatz bei MEDI
Engagement ist ihm wichtig. Gemeinsam mit Kollegen war er vor einigen Jahren an der Gründung der MEDI GbR Calw beteiligt. Auch heute noch ist er dort im Vorstand und leitet einen Qualitätszirkel. Limberg schätzt das Einvernehmen mit den Kollegen und erinnert sich gern daran, was damals alles in Bewegung war.
„Heute sind wir einen Schritt weiter, wir haben die Facharzt- und Hausarztverträge“, lobt er. In seiner Praxis hat er zusammen mit einer Internistin drei Facharztverträge abgeschlossen und genießt die Zusammenarbeit mit gut ausgebildeten, engagierten EFAs. „Es ist schön zu erleben, wie man eine Praxis mit flachen Hierarchien und voller Freude führen kann“, beschreibt er.
Ruth Auschra