Köchin oder Barkeeper am Empfang?

In vielen Arztpraxen wird nach Personal gesucht, oft monatelang ohne Erfolg. Auf der anderen Seite sind hunderttausende Menschen wegen der Pandemie arbeitslos. Was ist dran an der Idee, Quereinsteiger ohne MFA-Ausbildung einzustellen?

Hotels und Gaststätten haben geschlossen, die Arbeitslosigkeit im Gastgewerbe ist während der Pandemie um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Geht da was? Müsste es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Dienstleistungssektor nicht leicht fallen, in der Arztpraxis Telefon und Empfang zu managen? „Falsch“, warnt Iris Schluckebier, „ohne medizinisches Wissen geht das schief“. Sie hat jahrelange Praxiserfahrung als MFA und arbeitet heute als Praxisberaterin und Coach, hält Seminare und zertifiziert Arztpraxen nach dem QM-System EPA. Außerdem unterstützt sie als Teilnehmerbetreuerin das PKV-Institut in München.

So wird MFA-Wissen vermittelt
Für das Weiterbildungsinstitut hat sie einen Fernlehrgang für Quer- und Wiedereinsteigerinnen mit aufgebaut. In sechs Lektionen wird aktuelles MFA-Wissen vermittelt: von Kommunikation und Datenschutz über Praxismanagement, Abrechnung, Medizin und betriebswirtschaftlichen Fragen bis hin zu persönlichen Starthilfen wie Bewerbungsunterlagen.

Eine Art Schnellkurs zur MFA? „Nein“, sagt sie, „der Lehrgang ersetzt selbstverständlich keine dreijährige duale Ausbildung, aber er erleichtert den Quereinstieg“. Trotzdem rät sie dazu, den Einstieg unbedingt gut vorzubereiten. Am Empfang oder Telefonarbeitsplatz werden Neueinsteiger sinnvollerweise erst eingesetzt, wenn sie die Abläufe und Strukturen der Praxis kennengelernt haben. Ein Pate kann dafür sorgen, dass der Einstieg klappt.

Im Team ankommen
Quereinsteiger mit Vorkenntnissen aus dem Gesundheitssektor tun sich vermutlich leichter mit der Einarbeitung. Das könnten zum Beispiel abgebrochene Medizinstudierende, Kosmetikerinnen und sogar Heilpraktiker sein. Interessant, dass neben Wiedereinsteigerinnen vor allem Pflegepersonal in die Praxis wechselt – auch Männer. „Ein Mann im Praxisteam kann das Klima positiv verändern“, berichtet Schluckebier. Wobei vor der Einstellung abgeklärt werden sollte, ob das Team Quereinsteigern überhaupt eine Chance geben will. „Die Einarbeitung ist Arbeit“, erinnert sie und wirbt ein bisschen für multidisziplinäre Teams zur Erweiterung des Praxishorizonts.

Die Stellenanzeige

Bei der Personalsuche würde sie schon in der Stellenanzeige darauf hinzuweisen, dass auch Bewerbungen von neugierigen, medizinisch interessierten Menschen erwünscht sind. Alles Weitere zeigt sich dann hoffentlich im Bewerbungsschreiben, dem Vorstellungsgespräch, bei einem Probearbeitstag oder Praktikum. Zeugnisse findet sie dagegen nicht so aussagekräftig. Und manchmal passiert es sogar, dass nicht so glänzende Schulabgänger sich für den MFA-Beruf interessieren und nach einem Quereinstieg noch eine MFA-Ausbildung starten. Andere absolvieren eine Fortbildung zur Praxismanagerin und machen den Spritzenschein.

Ruth Auschra

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Die fachübergreifenden Ärzteverbände MEDI GENO Deutschland e. V. und MEDI Baden-Württemberg e. V. sehen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) ab Mitte Januar 2025 sehr kritisch. Die digitale Akte sei weder technisch noch strukturell ausgereift. Ein finanzieller Ausgleich für den erheblichen Mehraufwand in den Praxen ist laut Ärzteverbände zudem nicht vorgesehen. Auch über die Transparenz stigmatisierender Diagnosen beispielsweise durch Einsicht in Medikationslisten sollten Patientinnen und Patienten informiert werden. Parallel zur Aufklärungskampagne der Bundesregierung plant MEDI in den kommenden Wochen eine eigene bundesweite Patientenaufklärung in den Praxen.