Martina F. ist 39 Jahre alt und hat Multiple Sklerose. Sie ist alleinerziehend und lebt von einer Rente, die keine großen Sprünge erlaubt. Trotzdem wirkt sie aktiv, fröhlich und selbstbewusst. „Ich komme inzwischen mit meiner Krankheit zurecht“, verrät sie und erzählt, welche Rolle ihre Neuro-EFA® Melanie Voit dabei spielt.
Martina F. weiß noch genau, dass es Melanie Voit war, die direkt nach der Diagnosestellung einen Termin mit ihr ausmachte. Im Gespräch ging es zum Beispiel um mögliche Symptome, Beta-Interferon-Spritzen und andere Medikamente. „Sie hat mir alles erklärt, meine Fragen beantwortet und mir damit auch schon viele Ängste genommen“, erinnert sich die MS-Kranke, „aber vor allem hatte sie Zeit für mich – mehr Zeit, als ein Arzt vermutlich hätte“.
Hilfsangebote auch im psychosozialen Bereich
Es ist nicht leicht, eine so schwerwiegende Diagnose mit allen persönlichen, beruflichen und familiären Konsequenzen durchzustehen und zu verarbeiten. Die Angst vor Schüben, vor dem Rollstuhl, vor Schmerzen, die Arbeitsunfähigkeit und schließlich die Verrentung, aber auch Probleme mit dem Partner, Trennung, Umzug und die neue Situation als alleinerziehende Mutter: Eine MS-Diagnose kann erstaunlich viele Veränderungen nach sich ziehen. Da ist ein Ansprechpartner wichtig, der auch die psychosozialen Aspekte im Blick hat. Jemand, der Verständnis hat, Hoffnung gibt und notfalls auch am 1. Weihnachtsfeiertag das Spritzen noch einmal erklärt oder telefonisch „Händchen hält“, wenn die erste Injektion in den Bauch Angst macht. Martina F. bekräftigt: „Ich bin sehr zufrieden und froh, dass es die Neuro-EFA® gibt.“
Erste Kontaktperson ist die Neuro-EFA®
In der Praxis ist Melanie Voit tatsächlich erste Kontaktperson für Fragen und Probleme „ihrer“ MS-Patienten. Die MFA hat sich beim „Institut für fachübergreifende Fortbildung und Versorgungsforschung der MEDI Verbünde (IFFM)“ zur Neurologischen Entlastungsassistentin in der Facharztpraxis (Neuro-EFA®) weiterbilden lassen. Sie hat ein umfangreiches Fachwissen zum Thema Multiple Sklerose. Welche unerwünschten Wirkungen sind bei welchen Medikamenten zu erwarten? Bei welchen muss der Arzt sofort eingeschaltet werden, wann reicht ein Eintrag in der Krankenakte, den der Neurologe spätestens beim nächsten Patientenkontakt liest? Extrem wichtig ist ihr, dass sie den Arzt jederzeit fragen kann, wenn sie bei einer Beurteilung unsicher ist. Zu ihren Aufgaben gehören auch „Routinesachen“ wie Medikamentenbescheinigungen für den Zoll bei Urlaubsreisen.
Melanie Voit hat die Erfahrung gemacht, dass die Compliance der Patienten durch eine engmaschige und persönliche Betreuung steigt. Eine verantwortungsvolle Position, die wenig mit dem eher altbackenen Bild der „Sprechstundenhilfe“ zu tun hat. Genau hier liegt wohl auch der Reiz der Tätigkeit. „Seit ich die Fortbildung zur Neuro-EFA® gemacht habe, bin ich auf MS spezialisiert“, beschreibt sie und ergänzt, dass sie ihren Job sehr gerne macht.
Seit rund zwei Jahren gibt es Neuro-EFAs. Grundlage für ihren Einsatz ist der 2012 gestartete PNPVertrag für die Fachgebiete Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie. Diese im 73c-Vertragswerk definierte spezifische Weiterbildung ist auch von der Landesärztekammer Baden-Württemberg zertifiziert. Das MEDIInstitut IFFM bietet in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden BVDN und VNBW speziell zugeschnittene Curricula (je 20 Unterrichtseinheiten) für die Krankheitsbilder Demenz, Epilepsie, MS und Parkinson an. Inhaltlich werden vertiefte Informationen zu den Krankheitsbildern vermittelt, zu Differenzialdiagnose und Verlaufsdiagnostik ebenso wie zu den unterschiedlichen Therapieansätzen. Weitere Schwerpunkte sind nichtmedikamentöse Therapieangebote, sozialmedizinische Aspekte wie Rentenfragen oder der Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
Ein Konzept mit Zukunft
Für Prof. Dr. Wolfgang Freund ist vor allem die Neuro- EFA® mit Spezialisierung MS ein innovatives Erfolgsmodell. „Natürlich müssen wir am Konzept insgesamt noch weiterarbeiten“, erklärt er, „aber gerade für MS-Patienten kann die EFA® eine gute Unterstützung und für den Arzt eine echte Entlastung bedeuten“. Diese positiven Veränderungen passieren seiner Erfahrung nach allerdings nicht automatisch. „Man muss sich sehr genau überlegen, welche Aufgaben delegiert werden können, und man ist auf motiviertes Personal angewiesen“, so Freund.
Er findet, dass in der Biberacher Gemeinschaftspraxis das Konzept der Neuro-EFA® mit Schwerpunkt MS gut umgesetzt wurde. Vor allem in der Anfangsphase der Krankheit profitieren die Patienten von ihrem niederschwelligen Angebot, das man bei Beschwerden eher in Anspruch nimmt als den Arzt. „Eine gute Mitarbeiterin erkennt typische Nebenwirkungen, erklärt die Zusammenhänge und strahlt einfach die Zuversicht aus, dass diese Probleme im Lauf der Zeit vergehen werden“, fasst er zusammen. Für die Schwerpunkte Demenz und Parkinson beschreibt Freund „gangbare Ansätze“. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt er, „aber es kommt auch noch einige Arbeit auf uns zu. Für die Patienten ist die EFA® auf jeden Fall eine gute Sache.“