MEDI GENO Deutschland: „Lauterbachs Aussagen zur Sicherheit der ePA sind Schönmalerei“

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. kritisiert die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zum aktuellen Status der elektronischen Patientenakte (ePA) auf der Digitalmesse DMEA am vergangenen Dienstag in Berlin als „Schönmalerei“. Sicherheitsmängel bestehen laut Ärzteverband weiterhin, und eine verbindliche Zeitplanung für die bundesweite Einführung fehlt.

Am vergangenen Samstag veranstalteten MEDI GENO Deutschland e. V. gemeinsam mit dem Bundesverband Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e. V. (BDPM) eine große Online-Veranstaltung zur ePA. Zu Gast war unter anderem Martin Tschirsich vom Chaos Computer Club (CCC), der bereits im Dezember 2024 erhebliche Sicherheitslücken bei der ePA aufgedeckt hatte. Tschirsich betonte, dass keine der Forderungen des CCC nach seiner Kenntnis bislang überhaupt „reflektiert wurden“ und die gematik die Risiken akzeptiere.

„Wenn Herr Lauterbach bei der Digitalmesse behauptet, die vom CCC identifizierten Sicherheitsprobleme seien behoben, ist das mindestens Schönmalerei – wenn nicht gar eine Irreführung“, kritisiert Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V. und praktizierender Kardiologe. Offene Fragen bestünden weiterhin bei Datensicherheit und Haftung bei Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht durch die ePA.

Dr. Christian Messer, stellvertretender Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ergänzt: „Es ist löblich, dass die Situation von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich des Datenschutzes besondere Berücksichtigung findet, aber ältere Jugendliche und auch Erwachsene sind von den Risiken genauso betroffen – vor allem Patientinnen und Patienten mit besonders sensiblen Diagnosen. Auch bei ihnen kann eine Depression oder Drogensucht durch ungeschützte Datenzugriffe zu Stigmatisierungen und Benachteiligungen führen.“

MEDI GENO Deutschland e. V. lehnt zudem Lauterbachs Pläne zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der sprechenden Medizin ab: „Wenn künftig eine KI in meinem Sprechzimmer sitzt und die Gespräche dokumentiert, wird sich das gravierend auf die Qualität der Gespräche und letztlich auf die Diagnostik auswirken“, so Messer. Der Ärzteverband wünscht sich Digitalisierungslösungen, die einerseits Prozesse zusammenführen und vereinfachen, aber die nötige Sensibilität der Daten berücksichtigen.

Abschließend kritisiert der Ärzteverband die fehlende Zeitplanung des bundesweiten Rollouts. „Herr Lauterbach spricht von einem phasenweisen Hochfahren der ePA. Wir Niedergelassenen brauchen eine konkrete Planung, damit wir uns auf die Einführung der ePA in unserem Praxen vorbereiten können. Wir müssen uns zudem darauf verlassen können, dass zum Start auch alles reibungslos funktioniert und wir die ePA mit bestem Gewissen für unsere Patientinnen und Patienten befüllen können“, betont Smetak.

MEDI GENO Deutschland e. V. führt seit vergangenem Herbst eine kritische Aufklärungskampagne durch mit Informationsmaterialien für die Praxen und Widerspruchsformularen für Patientinnen und Patienten: https://www.medi-verbund.de/epa/

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