Die Mailing-Aktion von MEDI-Chef Dr. Norbert Smetak mit den Kommunen im Land als Adressat trägt bereits Früchte: Landräte und Bürgermeister aus mehreren Gemeinden möchten mit Unterstützung der MEDIVERBUND AG neue MVZ aufbauen und damit die ambulante Versorgung der Bevölkerung vor Ort sicherstellen. Neben dem neuen MVZ in Ditzingen, das in diesem Jahr eröffnet wird, entsteht im Schwarzwald-Baar-Kreis ein weiteres vielversprechendes Projekt.
„Dort ist die haus- und kinderärztliche Versorgung sehr schwierig, vor allem in der Peripherie“, erklärt Abteilungsleiter Alexander Bieg gegenüber der MEDITIMES. Er hat im Oktober mit mehreren betroffenen Kommunen Gespräche geführt und ihnen das MEDI-MVZ-Konzept „Arztpraxen 2030“ vorgestellt. Eine Kinderärztin aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis wurde auf das Konzept aufmerksam. Sie kann es sich vorstellen, eine pädiatrische Praxis weiterzuführen, möchte den damit verbundenen bürokratischen Aufwand aber nicht alleine stemmen. Bieg steht im Kontakt mit den abgebenden Kinderärzten zu der Frage, ob diese in ihrer alten Praxis, die dann als MEDI-MVZ weitergeführt werden würde, in Altersteilzeit weiterarbeiten möchten. Auch ist geplant, zusätzliche Mediziner für das Versorgungszentrum zu finden. „Der Bürgermeister der dortigen Gemeinde hat mir außerdem zugesagt, dass die Stadt in unser MVZ als Gesellschafter einsteigen möchte“, freut sich Bieg.
„Seit Sommer beschäftigt sich die Stadt Furtwangen intensiv mit der Gründung eines MVZ, nachdem die dort tätigen Kinderärzte Ende des Jahres ihre Praxis geschlossen haben und eine Suche nach einem Nachfolger erfolglos blieb“, erklärt Josef Herdner, Bürgermeister von Furtwangen, die Lage. „Aus meiner Sicht rührt die Thematik von kommunalen MVZ aus dem Politikversagen und der Sorge um eine gute ärztliche Versorgung, gerade in ländlichen Räumen. Hinzu kommt ein Wandel bei der Ärzteschaft hinsichtlich Arbeitszeiten und Lebensplanungen und damit verbunden ein Trend zu mehr Anstellungsverhältnissen. Dies lässt sich unter anderem durch Medizinische Versorgungszentren besser darstellen“, fügt er hinzu.
Potenzielle Kooperation mit neuem Unternehmen
Bei seiner Arbeit hat der Abteilungsleiter auch das junge Unternehmen „Medizin Vernetzt“ kennengelernt, das zwei bayerische Ärzte gegründet haben. Inzwischen arbeiten dort auch Menschen aus anderen Berufsgruppen mit. Die beiden Ärzte kümmerten sich während der Coronapandemie bundesweit um Impfzentren und darauffolgend um die Versorgung und Klassifizierung von Geflüchteten. Im Zuge ihrer Tätigkeit haben sie auch die modulare Bauweise kennengelernt – und die eignet sich besonders gut auch für ambulante Arztpraxen, die in unterversorgten Regionen möglichst schnell ihre Arbeit aufnehmen sollen.
Die beiden Mediziner hatten also Kontakte zu mehreren Kommunen und großes Interesse an MVZ-Konzepten. Ihnen fehlt aber die Expertise zum Führen und Aufbauen von solchen – eine Steilvorlage für Alexander Bieg. Er erhofft sich eine „vielversprechende Zusammenarbeit“, um möglichst bald und in möglichst kurzer Zeit komplette MVZ hochzuziehen. „Wir werden zudem unsere garrioProdukte in allen MVZ einsetzen“, fügt der Abteilungsleiter hinzu.
Bei seinen Gesprächen mit den bayerischen Ärzten hat Bieg auch einen „sehr interessanten und sehr strukturierten Mitarbeiter“ des Unternehmens kennengelernt. Es handelt sich um Kevin Krausse. Krausse war früher bei den Kommandospezialkräften der Bundeswehr und hat währenddessen ein Studium zum Physician Assistant (PA) in den USA absolviert. „Seine Erfahrungen als PA können wir sehr gut für unsere MVZ nutzen, um die Ärztinnen und Ärzte, soweit es geht, zu entlasten“, freut sich Alexander Bieg.
Laichingen baut auf das MEDI-Konzept
Er hat Krausse auch bei seinen Gesprächen zu den MVZ-Plänen in Laichingen eingebunden. Dort möchte sich ein Arzt dafür stark machen, dass die ambulante Versorgung vor Ort auch künftig funktioniert. Das neue MVZ in modularer Bauweise soll auf dem Grundstück gebaut werden, auf dem ein altes Gebäude kurz vor dem Abriss steht. Die Stadt Laichingen stellt dieses Grundstück für das MEDI-MVZ zu sehr attraktiven Konditionen zur Verfügung. „Die ärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger wird in unserer gesamten Region immer schwieriger“, stellt Klaus Kaufmann, Bürgermeister der Stadt Laichingen, fest. „Das Laichinger Krankenhaus musste vor Jahren seinen Betrieb einstellen und manche Arztpraxis in Laichingen und Umgebung blieb nach dem Ruhestand des Arztes unbesetzt. Die verbliebenen Praxen können keine neuen Patienten mehr aufnehmen, weil sie bereits weit über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus arbeiten“, erklärt er die Gründe. Bei ihrer Suche nach einer hausärztlichen Betreuung fahren einige Bewohner der Stadt nun sogar bis Ulm, Göppingen oder Reutlingen. Laichingen setzt „große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit mit dem MEDIVERBUND und in diesem Zusammenhang auf eine spürbar bessere Grundversorgung der Bevölkerung.“
Neue MEDI-MVZ in Heidenheim und Rutesheim
Auch an der Brenz stieß „Arztpraxen 2030“ auf Interesse. Hier haben sich weitere Mediziner bei Bieg gemeldet, um das MEDI-MVZ voranzutreiben. „Für Heidenheim haben wir die Bewertungen bei der KV angefordert und angefangen zu kalkulieren. Im nächsten Schritt möchten wir uns überlegen, ob das MVZ eine Betriebsstätte oder zwei Betriebsstätten haben wird“, erklärt Bieg die Entwicklung. Aktuell gibt es die Möglichkeit eines Standorts im Ortszentrum und eines weiteren in einem Wohngebiet etwas außerhalb.
In Rutesheim hat sich ein Gynäkologe bei Alexander Bieg gemeldet, der mit der dortigen Bürgermeisterin wegen eines Versorgungszentrums im Austausch steht. Dort steht mitten im Ort ein freies Grundstück, das früher von der Firma Bosch genutzt wurde, zur Verfügung, auf dem ein Ärztehaus entstehen soll. Dort möchten außer dem Gynäkologen auch eine Hausärztin und ein Kinderarzt arbeiten. „Da sie aber Unterstützung im Aufbau und in der Betreuung von MVZ benötigen, möchten wir das übernehmen“, erklärt der MEDI-Experte.
Anstehender Generationswechsel in Aalen
Im MVZ, das vor acht Jahren als erstes Versorgungszentrum seiner Art mit einigen MEDI-Ärzten und mit Unterstützung der MEDIVERBUND AG gegründet wurde, wird nun die Übergabe an die nächste Generation vorbereitet. Die Ärztinnen und Ärzte, die in den letzten Jahren im Versorgungszentrum gearbeitet haben, würden nach einer Einigung ihre Tätigkeit dort selbstständig freiberuflich fortsetzen. Grundlage hierzu ist, dass zwischen allen Ärztinnen und Ärzten des MVZ ein tragfähiger Konsens zur Übertragung der ärztlichen MEDI-Anteile an die dort künftig tätigen Medizinerinnen und Mediziner besteht. „Und wir kümmern uns um unsere neuen Projekte, um die ambulante Versorgung im Ländle zu sichern“, freut sich Alexander Bieg.
Angelina Schütz