Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. fordert in einem Brief an alle 16 Mitglieder von CDU, CSU und SPD der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“, die in Baden-Württemberg etablierten und erfolgreichen Haus- und Facharztverträge in den Koalitionsvertrag mit aufzunehmen und künftig bundesweit auszurollen, um die ambulante Versorgung zu sichern und Patientenströme künftig effizienter zu steuern.
Die AG „Gesundheit und Pflege“ unter der Leitung des NRW-Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales Karl-Josef Laumann soll bis kommenden Montag den gesundheitspolitischen Fahrplan für den Koalitionsvertrag verhandeln. „Es ist fatal, dass die ambulante Versorgung in den Gesprächen bislang scheinbar eine untergeordnete Rolle spielt. Sie macht mit rund 90 Prozent immerhin den größten Anteil der medizinischen Versorgung aus und übernimmt wichtige Steuerfunktionen“, mahnt Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V. und praktizierender Kardiologe.
Beim Thema Steuerung seien sich CDU, CSU und SPD laut Medienberichten einig: Es bedarf künftig einer besseren Patientensteuerung in der ambulanten Versorgung. MEDI GENO Deutschland e. V. weist auf die erfolgreich etablierten Haus- und Facharztverträge hin, die für eine effizientere Patientensteuerung und schnellere Terminvergaben sorgen. „Seit Jahren werben wir bei der Politik für unsere Selektivverträge in Baden-Württemberg als Blaupause für die bundesweite ambulante Versorgung. Die Verträge können strukturelle Probleme in der Versorgung zügig lösen. Sie müssen jetzt in den Koalitionsvertrag mit aufgenommen werden“, fordert Smetak.
Neben einer effizienteren Patientensteuerung und wesentlich schnellerer Terminvergaben belegen Studien laut Ärzteverband auch bessere Versorgungseffekte hinsichtlich Mortalität und Hospitalisierungsrate sowie eine deutlich höhere Arzt- und Patientenzufriedenheit.
„Die Selektivverträge sind aber auch für uns Niedergelassene wichtig, weil wir durch die Verträge wesentlich verlässlicher und planbarer honoriert werden. Das ist ein entscheidender Faktor, um die Niederlassung für den medizinischen Nachwuchs wieder attraktiver zu gestalten“, ergänzt Dr. Michael Eckstein, stellvertretender Vorsitzender von MEDI Baden-Württemberg e. V. und praktizierender Hausarzt im Rhein-Neckar-Kreis.
Laut Smetak muss die Patientensteuerung noch weiter gehen: „Wir brauchen zügig digitale Tools und KI für die Ersteinschätzung und differenziertere Steuerung, um die Patientinnen und Patienten sofort auf der richtigen Versorgungsebene behandeln zu können. Durch einen zügigen Ausbau der KI können hier Ressourcen in Praxen und Kliniken und somit hohe Kosten eingespart werden“, erklärt der MEDI GENO-Chef.
In dem Brief an Minister Laumann bietet der fachübergreifende Ärzteverband seine umfassende Expertise beim Ausbau und der Entwicklung von Selektiverträgen an. „Die neue Regierung muss uns Praktikerinnen und Praktiker in Zukunft viel stärker einbinden. Wir kennen die Probleme der Versorgung, aber wissen auch, wie sie gelöst werden können“, so Smetak.