Neuro-EFA® entlastet Ärzte und wertet MFA-Beruf auf

4. September 2024

Im PNP-Facharztvertrag von AOK Baden-Württemberg und Bosch BKK übernehmen Entlastungsassistentinnen in der Facharztpraxis (EFA®) vielfältige delegationsfähige Aufgaben und tragen zu einer besseren Patientenversorgung bei. Es gibt die vier Schwerpunkte MS, Demenz, Parkinson und Epilepsie, für die einzeln oder gemeinsam eine Fortbildung zur Neuro-EFA® angeboten wird.

Gibt es bereits den Nachweis einer medizinischen Weiterbildung (Grundmodul), bedarf es zur kompletten Weiterbildung nur eines achtstündigen Online-Aufbaumoduls. Das beinhaltet Themen wie nicht medikamentöse Versorgung, Gesundheitsinformationen und unterstützende Angebote wie den Sozialen Dienst der AOK, Behandlungsdiagnosen und Kodierung. Liegt noch kein Nachweis vor, kann die vollständige Weiterbildung zur Neuro-EFA® für einen Schwerpunkt in einem 28-stündigen Curriculum erworben werden. Zuständig für die Weiterbildung ist das Institut für fachübergreifende Fortbildung und Versorgungsforschung der MEDI Verbünde (IFFM), das eine Kombination von analogen und digitalen Schulungen auf dem MEDIVERBUND CAMPUS anbietet. „Die MFA sparen sich die Anreise und können ihre Zeit flexibel zum Lernen nutzen“, betont Geschäftsführer Philipp Reutter.

Fortbildung ist ein Win-win-Programm

Honoriert wird die Tätigkeit der Neuro-EFA® mit dem EFA®-Zuschlag (NQ2) von zehn Euro pro Quartal für Patienten, die wegen ihrer Erkrankung eine besondere Betreuung und Beratung brauchen. Der
Zuschlag erfolgt, wenn die Tätigkeit in einer Praxis mindestens 50 Prozent einer Vollzeitkraft entspricht. Pro Vollzeitkraft werden einer Praxis bis zu 300 EFA®-Zuschläge vergütet.

Von 121 EFA® haben 44 das Online-Aufbaumodul besucht und sich damit zur Neuro-EFA® ausgebildet. Das Modul kostet für MEDI-Mitglieder 99 Euro, für Nichtmitglieder 199 Euro, die 28-stündige Weiterbildung ohne Vorausbildung für MEDI-Mitglieder 799 Euro und für Nichtmitglieder 999 Euro. Um die Kenntnisse auf dem aktuellen Stand zu halten, absolvieren die Neuro-EFA® jährlich einen fachspezifischen Qualitätszirkel. Neu ist seit 2023 ein EFA®- Manual, das als Nachschlagewerk dient, um nützliches Wissen immer parat zu haben. Prof. Dr. Wolfgang Freund vom Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN) weiß: „Ohne funktionierende Teampraxen mit Delegation von Aufgaben an qualifizierte EFA® wird der wachsende Versorgungsbedarf nicht mehr zu bewältigen sein. In Zeiten zunehmender Ambulantisierung und immer komplexerer Therapiekonzepte stellen sie eine deutliche Entlastung dar. Viele Patienten nehmen das niederschwellige Gesprächsangebot mit der EFA® dankbar an, und die pharmaunabhängige Schulung der Patienten ist zeitgemäß.“

Ein anderes Krankheitsverständnis

Mit Unterstützung der Assistentin sollen Leben und Umgang des Patienten mit der Erkrankung durch Selbstwirksamkeit und Krankheitsverständnis positiv beeinflusst werden. „Die Fortbildung befähigt die EFA® zur Übernahme einer Vielzahl delegierbarer Aufgaben. Und sie bedeutet eine persönliche und fachliche Weiterentwicklung der MFA-Kompetenzen durch maßgeschneiderte Schulungen“, betonen Isabelle Gaßner und Stefanie Teifel, beide Mitarbeiterinnen des IFFM-Partners MFA-Akademie. Die Einsatzgebiete sind individuell sehr unterschiedlich und abhängig von der Praxisstruktur. Gaßner, die selbst EFA® ist, sagt: „Nach der Fortbildung hat man ein ganz anderes Krankheitsverständnis, einen engeren Bezug zu den Patienten und unterstützt die Ärzte auf einem anderen Niveau. Um das Potenzial richtig auszuschöpfen, sind auch strukturelle Veränderungen in der Praxis nötig. Dazu gehören neue Arbeitsabläufe, Personalplanung und letztlich die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben.“

„Unsere EFA® entlasten uns seit Jahren“

Dr. Udo Härle, Mitbegründer des Zentrums für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie in Asperg, bilanziert: „Unsere Neuro-EFA® Andrea Gäckle und Sabine Kratz entlasten uns seit Jahren sehr wirkungsvoll. Durch ihr vertieftes Wissen übernehmen sie für die Bereiche Demenz und MS selbstständig Aufgaben, für die früher eine Ärztin oder ein Arzt teilweise oder ganz notwendig war.“ Gäckle mit Schwerpunkt Demenz gibt das vertiefte Wissen mehr Sicherheit im Auftreten und in der Beratung und fördert das Verständnis für Patienten und Angehörige. „Eine wichtige Routineaufgabe ist die Auswahl der infrage kommenden Testungen“, berichtet sie. „Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Beratung von Angehörigen. Dazu zählen rechtliche und finanzielle Fragen sowie Empfehlungen für Ernährung und körperliche Aktivität. Zudem unterstütze ich die Angehörigen bei der Erstellung von Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten und helfe bei der Organisation der Tagespflege.“

Entlastungsassistentinnen in der Facharztpraxis (EFA®) spielen bei den Selektivverträgen in Baden-Württemberg eine immer wichtigere Rolle. Deswegen setzen die Vertragspartner auch 2025  fachbezogene Qualitätszirkel (QZ) für diese speziell weitergebildeten MFA fort. Die nächste QZ-Moderatorenschulung findet am 9. November von 9 bis 12 Uhr beim MEDI-Institut IFFM in Stuttgart Vaihingen statt.

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