Berührungspunkte mit ärztlicher Berufspolitik hatte Jill Sayer noch nicht, als sie unmittelbar nach ihrem Bachelor-Abschluss ihren Job als Referentin für Unternehmenskommunikation beim MEDI-Verbund antrat. Entsprechend viel gab es in den ersten sechs Monaten zu lernen. Besonders spannend fand sie die Protestaktionen, an deren Organisation sie von Anfang an maßgeblich beteiligt war.
Wenn Jill Sayer im Gespräch beiläufig erwähnt, dass sie erst 25 Jahre alt ist, erntet sie regelmäßig erstaunte Blicke: „So jung noch, und doch schon eine Ausbildung und ein Studium abgeschlossen?“ Tatsächlich hat die neue Referentin für Unternehmenskommunikation und Marketing vor ihrem Einstieg ins Berufsleben schon eine ganze Reihe von Stationen durchlaufen. „Ich habe nach meiner Mittleren Reife die Fachhochschulreife erworben und dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht“, erzählt sie. Die Ausbildungszeit weckte ihr Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen, sodass sie sich nach dem Abschluss für ein Bachelor-Studium im Online-Medienmanagement entschied. Während ihres Studiums arbeitete sie in verschiedenen Firmen als Werkstudentin – „allerdings hatte ich in keinem dieser Unternehmen irgendwie mit Medizin- oder Gesundheitsthemen zu tun“, erklärt sie.
Klassischer Einstieg via Stellenanzeige und Bewerbung
Auf das Jobangebot in der Unternehmenskommunikation von MEDI stieß sie ganz klassisch über eine Stellenanzeige. „Ich fand die Stelle reizvoll, obwohl ich ursprünglich eher mit einem Arbeitsplatz in einer Agentur oder in der Modebranche geliebäugelt hatte“, gibt Sayer zu. Bereut hat sie den Berufsstart bei einem ärztlichen Berufsverband allerdings nicht – im Gegenteil: „Es ist ein sehr spannendes Feld. Vorher hatte ich bei gesundheitspolitischen Themen nie den Eindruck, dass sie mich persönlich betreffen könnten. Doch hier habe ich in kurzer Zeit gelernt, wie relevant Entscheidungen aus Berlin für die Ärzteschaft und ihre Patientinnen und Patienten sind.“ Genau aus diesem Grund empfindet sie ihre Arbeit für MEDI auch als gesellschaftlich relevant und sinnstiftend: „Der Job hat noch einmal einen ganz anderen Mehrwert als beispielsweise klassisches Produktmarketing.“
Aus ihrem Studium bringt Sayer von klassischer Pressearbeit über Website-Gestaltung, Social Media-Management, Google Analytics und E-Commerce einen großen Werkzeugkoffer mit. Inhaltlich ist sie auch nach der ersten Einarbeitungsphase gelegentlich auf die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen angewiesen: „Bevor Victoria Toll sich in den Mutterschutz verabschiedet hat, haben wir immerhin sechs Wochen zusammengearbeitet. Sie hat sich viel Zeit dafür genommen, mich mit möglichst vielen Abläufen vertraut zu machen.“ Die ersten Tage danach hat sie dennoch als sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser in Erinnerung. Es gab zwar keine offenen Projekte ihrer Vorgängerin, die sie noch abschließen musste. „Aber ich habe immer noch viele Fragen, weil ich die inneren Strukturen von MEDI noch nicht alle verinnerlicht habe. Also, wer in welchen Fragen den Hut aufhat, an wen ich mich mit welchen Fragen wenden kann, wer welche Aufgaben hat.“ Eine wichtige Stütze ist ihr dabei Tanja Reiners, die auch als externe Mitarbeiterin einen guten Einblick in die komplexen Zusammenhänge der Gesundheitspolitik hat.
Projektmanagement bei den Protestaktionen
Am spannendsten in ihren ersten sechs Monaten fand Sayer die Protestaktionen. „Etwas Vergleichbares hatte ich zuvor nicht erlebt. Da stand vor allem Projektmanagement auf meiner Agenda – mir war vorher gar nicht klar, dass mir das so viel Spaß macht“, berichtet sie. „Es gab unglaublich viel zu tun, ich hatte aber auch große Freiheit und Gestaltungsspielraum. Dass die Protestaktion so erfolgreich gelaufen ist, macht auch mich stolz.“ Gleichzeitig empfand sie die Zeit auch als herausfordernd: „Es ist ja mein erster fester Job nach dem Studium. Einen vollen Tag lang zu arbeiten ist etwas anderes als ein studienbegleitender Nebenjob“, schmunzelt sie. Weil sie in einem kleinen Dorf hinter Tübingen lebt und eine Stunde Anfahrtsweg ins Stuttgarter Büro hat, nutzt Sayer gern die Option, zwei Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten. „Ich habe zu Beginn der Pandemie angefangen zu studieren, als alle Veranstaltungen nur online stattfanden. Insofern bin ich es gewohnt, zu Hause zu arbeiten“, erzählt sie.
Schritt für Schritt die Optik aufpeppen
Für die kommenden sechs Monate liegt der Fokus in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit bei der Außendarstellung von Young MEDI: „Da geht es darum, die Website neu aufzusetzen, Flyer neu zu gestalten und einen Styleguide für die Repräsentation nach außen zu erarbeiten“, berichtet Sayer. Dabei fällt ihr auf, dass MEDI als ärztlicher Berufsverband in puncto Design manchmal etwas moderner erscheinen kann: „Viele Unternehmen nutzen mehr Farben, Icons oder kreative Slogans“, meint sie, „ich finde, das könnte man auch im Sinne von Employer Branding ruhig etwas lockerer gestalten.“ Doch natürlich brauchen derartige Veränderungen Zeit – „ich mache mich also Schritt für Schritt daran, die Optik ein bisschen aufzupeppen.“
Auch nach Feierabend gibt es bei Sayer nur selten Stillstand: „Ich habe neuerdings Tabata-Yoga für mich entdeckt. Und ich bin gern mit unserem Familien-Schäferhund draußen unterwegs.“ Doch ihre große Leidenschaft gehört dem Motorradfahren, „das hat mir mein Papa mitgegeben“, erzählt sie. In ihrer Freizeit unternimmt sie daher gern längere Touren gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer BMW G 310. „Ich habe viel Energie, muss immer etwas tun und erleben. Es ist nie ruhig bei mir!“
Antje Thiel