MEDI kritisiert Vorschläge zur Notfallreform: „Gute Ansätze, aber nicht zu Ende gedacht“

17. Februar 2023

Der Ärzteverband MEDI Baden-Württemberg e. V. sieht gute Ansätze bei den Empfehlungen der Regierungskommission für die Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland, kritisiert aber die Besetzungszeiten der Integrierten Notfallzentren, sowie die fachliche Besetzung. Eine ausreichende Anzahl von Kolleginnen und Kollegen mit Weiterqualifikation in der Notfallmedizin müsse erst noch geschaffen werden, fordert der Verband. Außerdem warnt MEDI davor, dass Ärztinnen und Ärzte Notdienste „aus eigener Tasche“ mitfinanzieren. Der fachübergreifende Verbund vermisst zudem konkrete Lösungen für die Verbesserung der mangelnden Gesundheitskompetenz in Deutschland.

„Die Ansätze der Regierungskommission für die Reform der Notfall- und Akutversorgung sind partiell gut, aber leider nicht zu Ende gedacht. In vielen Bereichen fehlen konkrete Lösungs- und realistische Umsetzungsvorschläge“, fasst Dr. Norbert Smetak, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg e. V., seine Analyse zusammen.

Der Ärzteverband hält die Vorschläge zur Besetzung der Integrierten Notfallzentren werktags ab 14 Uhr für unrealistisch angesichts des zunehmenden Ärztinnen- und Ärztemangels und der Überalterung der niedergelassenen Ärzteschaft. Auch der Vorschlag KV-Notfallpraxen nur mit Fachärztinnen und -ärzten der Inneren Medizin, Chirurgie, Allgemeinmedizin oder Anästhesie oder über eine Weiterqualifikation in der Notfallmedizin zu besetzen orientiere sich nicht an der Realität der niedergelassenen Ärzteschaft. „Es fehlen Ärztinnen und Ärzte an allen Ecken und Enden“, bemängelt Smetak. Warum nicht auch Orthopädinnen und Orthopäden und Neurologinnen und Neurologen vorgesehen werden, bedürfe einer Erläuterung. Außerdem sollten auch andere Fachgruppen die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin ableisten.

Massive Kritik übt MEDI an der Finanzierung der Notfallversorgung. „Es kann nicht sein, dass die niedergelassene Ärzteschaft im KV-Bereich Notdienste aus der eigenen Tasche mitfinanziert. Kein Klempner zahlt für seinen eigenen Notdienst. Im Gegenteil: Er wird dafür bezahlt und kann noch einen ordentlichen Zuschlag berechnen“, mahnt der MEDI-Vizechef.

Eine große Chance für die Entlastung des Gesundheitswesens sieht MEDI bei der Förderung der Gesundheitskompetenz. „Wir sind in puncto Gesundheitskompetenz Schlusslicht in Europa. Mit effektiven Schulungs- und Präventionsangeboten müssen wir diese Fertigkeiten bei den Bürgerinnen und Bürgern unbedingt ausbauen. Das wäre ein echter Gewinn für das Gesundheitssystem und würde auch die Notfallmedizin massiv entlasten. Da fehlen mir konstruktive Vorschläge der Regierungskommission“, so Smetak.

Tanja Reiners

 

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

MEDI GENO: Bundesweite Vernetzung für mehr politische Schlagkraft

Mit dem Verbund MEDI GENO Deutschland e. V. gewinnt MEDI auch bundespolitisch immer mehr an Einfluss. Für Dr. Christian Messer (MEDI Berlin-Brandenburg) und Dr. Ralf Schneider (MEDI Südwest) war die fachübergreifende Zusammenarbeit innerhalb von MEDI der Grund, sich dem Bündnis anzuschließen. Doch auch auf die politische Arbeit und praxisnahen Dienstleistungen von MEDI möchten sie nicht mehr verzichten.

Bundestagswahl: MEDI GENO Deutschland fordert hohe Priorität für Gesundheitspolitik

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. fordert von der neuen Regierung, die Gesundheitspolitik oben auf der Agenda zu platzieren. Gesundheit sei neben Wirtschaft und Migration eines der wichtigsten Themen für die Bevölkerung. Die kommenden vier Jahre werden darüber entscheiden, ob die ambulante Versorgung für die Zukunft gesichert ist. Schon heute fehlen tausende niedergelassene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Der Ärzteverband fordert, die in Baden-Württemberg erfolgreich etablierten Haus- und Facharztverträge als Blaupause bundesweit auszurollen.

Bundestagswahl 2025: MEDI lädt Politikerinnen und Politiker in die Sprechstunde ein

Das Thema Gesundheitspolitik findet im Wahlkampf zwischen Migration und Wirtschaft leider viel zu wenig Aufmerksamkeit. Deshalb hat MEDI mit der politischen Sprechstunde ein eigenes Format entwickelt, um Politikerinnen und Politikern die prekäre Situation von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten im persönlichen Gespräch in den Praxen aufzuzeigen.