MEDI kritisiert FDP-Vorschlag zur Terminvergabe über kommerzielle Anbieter

25. Januar 2023

Die FDP-Fraktion möchte die Terminvergabe von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten über kommerzielle Ärzteportale wie Doctolib oder Jameda finanziell fördern. Dieser Vorschlag stößt auch bei MEDI Baden-Württemberg e. V. auf großes Unverständnis. Modernste Online-Plattformen könnten nicht die strukturellen Probleme des Gesundheitswesens lösen und seien auch nicht in der Lage, Patientinnen und Patienten mit medizinischen Ersteinschätzungen zu helfen, mahnt MEDI-Vizechef und Kardiologe Dr. Norbert Smetak.

„Dass ausgerechnet eine Partei wie die FDP erst die Abschaffung der Neupatientenregelung zulässt und im nächsten Schritt die Terminvermittlung über kommerzielle Anbieter mit unseren Geldern fördern möchte, ist doch verkehrte Welt“, kritisiert Smetak. Die Zeiten, in denen die FDP die ärztliche Freiberuflichkeit unterstützt habe, seien offenbar endgültig vorbei.

Für MEDI liegt das Problem nicht in der Qualität der Terminvermittlung über die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Eine Patientinnen- und Patientenumfrage der KBV aus dem Jahr 2020 habe eindeutig gezeigt, dass die meisten Patientinnen und Patienten nicht oder nicht lange auf einen Arzttermin warten müssen.

„Allerdings werden sich die Wartezeiten in den kommenden Jahren drastisch verändern“, mahnt Smetak. Grund seien vor allem der drohende Ärztemangel sowie die Budgetierung ärztlicher Leistungen. „Die aktuellen Ärzteproteste zeigen ganz deutlich, dass die Ärzteschaft da nicht mehr mitmacht. Leistungen, die wir nicht bezahlt bekommen, werden wir künftig auch nicht mehr erbringen. Eine Terminflatrate werden wir künftig aufgrund steigender Kosten und erhöhten Bürokratieaufwands nicht mehr anbieten – auch nicht für Online-Plattformen wie Jameda, Doctolib und Co.“, so der Verbandsvize.

Ein weiteres Problem sieht MEDI im Geschäftsmodell der kommerziellen Ärzteportale. Über teure Abomodelle könnten sich Ärztinnen und Ärzte gute Bewertungen und Rankings erkaufen. „Stellen wir uns mal vor, wie die Terminvergaben über diese Anbieter künftig aussehen würden. Die lukrativsten Behandlungen erhalten dann die Ärztinnen und Ärzte, die ein Premium-Abo ‚Platin‘ besitzen. Das ist unverantwortlich für die Ärztinnen und Ärzte, aber vor allem auch für unsere Patientinnen und Patienten“, mahnt Smetak.

MEDI fordert das Geld in den Ausbau der KV-geführten Terminservicestellen zu investieren. Sie würden unter kompetenter ärztlicher Begleitung über eine medizinische Ersteinschätzung sinnvoll Termine vermitteln. „Das kann auch der beste Algorithmus nicht leisten“, sagt Smetak.

Tanja Reiners

 

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

Bundestagswahl 2025: MEDI lädt Politikerinnen und Politiker in die Sprechstunde ein

Das Thema Gesundheitspolitik findet im Wahlkampf zwischen Migration und Wirtschaft leider viel zu wenig Aufmerksamkeit. Deshalb hat MEDI mit der politischen Sprechstunde ein eigenes Format entwickelt, um Politikerinnen und Politikern die prekäre Situation von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten im persönlichen Gespräch in den Praxen aufzuzeigen.

MEDI GENO fordert Selektivverträge als bundesweite Blaupause und begrüßt Vorschläge von NRW-Gesundheitsminister Laumann

Der fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. begrüßt die gesundheitspolitischen Vorschläge, die der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am vergangenen Samstag beim Neujahrsempfang der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund skizziert hat. Für Laumanns Ideen zur Patientensteuerung verweist der Ärzteverband auf die erfolgreichen Selektivverträge, die MEDI mit entwickelt hat und die laut Verband zu einer erheblich verbesserten Steuerung der Patientenströme beitragen.

MEDI-Kooperation: Berufsbegleitendes Studium bietet MFA neue Perspektiven

Ab März 2025 bietet die SRH Fernhochschule einen neuen berufsbegleitenden Studiengang für medizinische und zahnmedizinische Fachangestellte (MFA/ZFA) an. Nach drei Semestern können sie den Bachelor of Science „Praxis- und Versorgungsmanagement“ erwerben. Einer der Kooperationspartner ist der MEDI-Verbund. Philipp Reutter vom MEDI-eigenen Fortbildungsinstitut IFFM sieht den Studiengang als bedeutenden Schritt in Richtung Akademisierung medizinischer Fachberufe, der MFA neue Perspektiven für Karrieren in der Gesundheitsversorgung eröffnet.