Die Proteste der niedergelassenen Ärzteschaft in Baden-Württemberg gehen in die zweite Runde: Bereits am 5. Oktober setzten rund 300 Ärztinnen und Ärzte mit Praxisschließungen ein deutliches Zeichen gegen die aktuelle Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Am kommenden Mittwoch wird der Protest fortgesetzt. Er sei nur eine Aktion von vielen weiteren geplanten Maßnahmen, kündigt Dr. Michael Eckstein an. Der hausärztliche Internist aus Reilingen organisiert für den Ärzteverband MEDI Verbund Baden-Württemberg e. V. den Protesttag.
„Die Berliner Politik bringt die ambulante Versorgung in große Gefahr“, mahnt MEDI-Vizechef Eckstein. Die jüngst abgeschaffte Neupatientenregelung führe dazu, dass Patientinnen und Patienten künftig wochen- oder sogar monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt oder einer Fachärztin warten müssen. Das ist nur eine von vielen politischen Fehlentscheidungen und Entwicklungen, die MEDI kritisiert.
„Die fehlende Wertschätzung seitens der Politik betrifft vor allem auch unsere Medizinischen Fachangestellten, die mit uns seit zwei Jahren an vorderster Front die Corona-Pandemie meistern. Für die Pflegekräfte gab es eine staatliche Coronaprämie. Unsere MFA gingen völlig leer aus“, moniert Eckstein. Die Folge seien Frustration und eine hohe Fluktuation in den Praxen.
Der Verband beklagt zudem die fehlende Unterstützung in der aktuellen Energiekrise. „Die Kosten betreffen uns wie jeden anderen Haushalt auch! Gerade für energieintensive Medizin wie die der Radiologinnen und Radiologen ist das eine Katastrophe. Das bedeutet konkret, dass einige Praxen ihre Öffnungszeiten verkürzen werden, weil die Kosten explodieren“, erklärt Eckstein. Am Ende seien vor allem die Patientinnen und Patienten die Leidtragenden der Entwicklungen.
Gemeinsam mit weiteren bundesweit agierenden Ärzteverbänden ruft MEDI die baden-württembergische Ärzteschaft zum zweiten Mal zu Protesten und Praxisschließungen auf. MEDI wird an diesem Tag ein Online-Fortbildungsprogramm für die Ärzteschaft und die Medizinischen Fachangestellten anbieten. „Die Stimmung in der niedergelassenen Ärzteschaft ist auf einem absoluten Tiefpunkt. Kein Wunder, dass junge Ärztinnen und Ärzte davor zurückschrecken, sich mit einer eigenen Praxis niederzulassen. Der Ärztinnen- und Ärztemangel wird uns alle in den kommenden Jahren noch massiv beschäftigen“, betont Eckstein.
Er rechnet bei den kommenden Protesten mit einer noch größeren Beteiligung. „Die Kolleginnen und Kollegen stehen in den Startlöchern. Am Ende geht es ja nicht nur um uns Ärztinnen und Ärzte, sondern um uns alle. Wir sind alle auf die medizinische ambulante Hilfe angewiesen“, so Eckstein.
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