Dr. Christine Blum aus der Arbeitsgruppe Young MEDI kandidiert für die Ärztekammerwahl. Die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie hat umgesattelt und sich für den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin entschieden. MEDI sprach mit ihr über ihre berufspolitischen Ambitionen.
MEDI: Frau Dr. Blum, Sie stellen sich zum ersten Mal als Kandidatin für die Wahl zur Landesärztekammer auf. Warum dieses Ehrenamt?
Blum: Der Erhalt der Selbstverwaltung der Ärzteschaft ist enorm wichtig. Hätten wir die Kammer nicht, würde uns die Politik verwalten. Ich finde, wir sollten überall dort anpacken, wo wir unsere beruflichen Rahmenbedingungen selbst schaffen und gestalten können. Den Praxen im ambulanten Sektor wird einfach zu viel zugemutet und aufgebürdet.
MEDI: Woran denken Sie da konkret?
Blum: Die Liste ist lang, aber was mir zuerst einfällt, sind der Wegfall der Neupatientenregelung und die geforderte Nullrunde für die nächsten Jahre. Das geht so nicht! Grundsätzlich finde ich, dass die Bürokratie in den Praxen wirklich überbordende Ausmaße angenommen hat. Die Belastung in den Praxen und Kliniken ist groß, da sollten wir dringend gegensteuern. Wenn ich weniger Zeit mit Bürokratie verbringe, kann ich mich mehr meiner eigentlichen Aufgabe widmen, den Patientinnen und Patienten.
MEDI: Haben die jungen Ärztinnen und Ärzte in der Kammer eine ausreichende Stimme?
Blum: Nach meiner Erfahrung werden die jungen Kolleginnen und Kollegen in der Berufspolitik gerne gehört. Damit wir eine Stimme haben, müssen wir uns aber auch einbringen und engagieren. Wer nicht wählt, hat keine Stimme! Und es reicht auch nicht, einfach nur abzuwarten und zuzuhören.
MEDI: Die Wahlbeteiligung bei Kammerwahlen ist oft eher verhalten. Vielleicht sehen Ärztinnen und Ärzte die Kammer nur als den Ort an, wo Formulare abgegeben werden müssen. Welche Themen sind Ihrer Ansicht nach in der Ärztekammer aktuell wichtig?
Blum: Zum einen sind Steuerung und Qualitätskontrolle der Weiterbildung wichtige Aufgaben für die Ärztekammer. Wir sollten klare Messlatten definieren, um eine interessengesteuerte Weiterbildung auszuschließen. Wenn das nicht gelingt, könnte die private Wirtschaft hier eingreifen und unterschiedliche wirtschaftliche Interessen – etwa von Seiten der Pharmaindustrie – könnten eine Rolle spielen. Das halte ich nicht für ein Qualitätsmerkmal der Weiterbildung. Gut finde ich das Stichwort „von Ärzten für Ärzte“.
Und ein fast noch wichtigerer Punkt sind für mich die investorengetragenen MVZ. Bei diesem Konzept geht es nur um wirtschaftlichen Gewinn. Da kommt bei mir sofort die Frage auf, wie gut dann die Patientenversorgung noch sein kann. Hier muss ein Riegel vorgeschoben werden.
MEDI: Die Themen der Ärztekammer sind ja ziemlich komplex. Sind Sie darauf vorbereitet? Oder haben Sie ein Spezialgebiet, dem Sie sich widmen wollen?
Blum: Ich bin ja noch ganz neu im Geschäft. Aber ich halte meine Augen und Ohren offen, um von den Altvorderen zu lernen, und ich bin motiviert und engagiert, um meinen Beitrag zu leisten.
Ruth Auschra