Honorarentscheid: Prekäre Lage für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

20. September 2022

Nach dem Schiedsspruch zum Honorar vergangene Woche soll der Orientierungswert für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte im kommenden Jahr um zwei Prozent steigen. Für den MEDI Verbund Baden-Württemberg e. V. ist das ein inakzeptables Ergebnis. Steigende Personal- und Energiekosten, Inflation sowie Honorarverluste durch die geplante Abschaffung der Neupatientenregelung bringen die ambulante Versorgung in eine prekäre Lage.

„Angesichts der steigenden Kosten bei Personal, der umfangreichen Hygienevorschriften und den erheblichen Aufwänden bei der Digitalisierung ist es eine Frechheit von der Kassenseite zu behaupten, es ginge den Praxen so gut wie nie. Nein, es ist sogar eine Lüge“, kommentiert MEDI-Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Baumgärtner das Ergebnis der Honorarverhandlungen.

Die Personalkosten steigen weit höher als die angebotenen zwei Prozent Honorarsteigerung und machen in vielen Praxen bereits mehr als 50 Prozent aus – gerade auch im ländlichen Raum. Dabei ist die Suche nach medizinischem Personal maximal angespannt, sodass die Personalkosten auch weiterhin im zweistelligen Bereich steigen werden.

Auch die Inflation und die steigenden Energiekosten machen den Praxen zu schaffen. Fachärztinnen und Fachärzte mit besonders energieintensiven Geräten sind besonders stark betroffen. Hinzu kommt die geplante Abschaffung der Neupatientenregelung. „Mit Blick auf die Tarifabschlüsse anderer Branchen kommen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte besonders schlecht weg. Die Dachdecker stehen bei einer Lohnsteigerung von fünf Prozent, die aktuelle Forderung der IG-Metall liegt bei acht Prozent. Das ist eine Absage an die ambulante Versorgung“, ergänzt MEDI-Vizechef Dr. Norbert Smetak.

Einsparpotential sieht MEDI bei der Reduzierung der Mehrwertsteuer beispielsweise für Medikamente. „Dafür sollten sich die Kassen einsetzen anstatt die ambulante Versorgung kaputt zu sparen“, so Baumgärtner. Die von MEDI initiierten erfolgreichen Haus- und Facharztverträge sollten zudem mehr gefördert werden – die effiziente Steuerung im System spart Kosten und verbessert nachweislich die Versorgung. Auch die geplante kostenintensive Implementierung von rund 1.000 Gesundheitskiosken ist bei aller guter Absicht ohne Evaluation des flächendeckenden Nutzens „verschwendetes Geld“, so Smetak.

Tanja Reiners

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

„Diabetologische Leistungen sind im EBM nur unzureichend abgebildet“

Wachsende Patientenzahlen, steigende Anforderungen an die Therapie und fehlende Finanzierung im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) stellen diabetologische Schwerpunktpraxen (DSP) bundesweit vor große Herausforderungen. Wer sich in Baden-Württemberg dem MEDI-Diabetologievertrag angeschlossen hat, ist deutlich besser dran. Der Diabetologe Dr. Richard Daikeler erläutert die Stärken des Vertrags – und erklärt, warum er den Protest der Kolleginnen und Kollegen bundesweit unterstützt.

Neues Konzept zur ambulanten Weiterbildung: „Das ist eine Investition in die Zukunft“

Neues Konzept zur ambulanten Weiterbildung: „Das ist eine Investition in die Zukunft“

Mehr ambulante Angebote, weniger Fokus auf die Kliniken – wohin die Reise bei der Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin gehen soll, ist eigentlich klar. Doch der Weg dorthin gestaltet sich allzu oft holprig. Ein neues Konzept von Young MEDI unter der Federführung der Allgemeinmedizinerin Dr. Christine Blum und des Orthopäden Dr. Ferdinand Gasser soll das ändern und die ambulante Weiterbildung attraktiver und zugänglicher gestalten.

Elektronische Patientenakte: MEDI fordert deutliche Verschiebung für sicheren Start –Scharfe Kritik an intransparenter Kommunikation des BMG

MEDI Baden-Württemberg e. V. fordert eine deutlich längere Testphase für die elektronische Patientenakte (ePA) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf, den Start der ePA realistisch und transparent anzupassen. Die Bedenken der Anbieter der Praxisverwaltungssysteme (PVS) müssten ernst genommen werden. Die aktuelle Kommunikation des BMG zur Zeitplanung sorge für Verwirrung bei der niedergelassenen Ärzteschaft.