In Baden-Württemberg läuft aktuell die Wahl zur Vertreterversammlung der KV. Eine Kandidatin der Freien Liste der Psychotherapeuten ist die Psychologische Psychotherapeutin Martina Gempp aus Freiburg. Im Interview stellt sie sich vor.
MEDI: Frau Gempp, Hand aufs Herz, warum sollte man Sie wählen?
Gempp: Ich komme aus der Praxis. Konkret heißt das: Ich arbeite sowohl im KV-System als auch mit den Selektivverträgen und bin deshalb mit den ambulanten Versorgungsstrukturen vertraut. Ein Ärgernis ist die immer weiter steigende Bürokratie. Im Gegensatz dazu zeigen die Selektivverträge, dass es auch anders geht. MEDI und die Freie Liste haben die Verträge gemeinsam entwickelt und Rolf Wachendorf hat dieses Konzept für uns Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten maßgeblich erarbeitet. Ich will weiter daran mitarbeiten – mit dem Ziel, die Vorteile der Selektivverträge weiter in die Versorgung zu integrieren.
MEDI: Wo sehen Sie die Vorteile der Selektivverträge?
Gempp: Sie sind einfach umzusetzen, man braucht nicht ständig Formulare und Anträge, dafür wird die Vernetzung mit den Mitbehandelnden gefordert und gefördert, was ich sehr wichtig finde. Und sie bringen gute Honorare! Wir wollen nicht von der Bürokratie aufgefressen werden! Ich setze mich für einen Bürokratieabbau ein. In den letzten Jahren gab es für uns viele Veränderungen, die mit einem Anstieg des administrativen Aufwands verbunden waren. Das hat zwei Konsequenzen: Wir haben weniger Zeit und Energie für unsere Patientinnen und Patienten und zusätzlich macht der Beruf so natürlich weniger Spaß.
Mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen haben in den letzten Jahren die Entlastung durch Selektivverträge erkannt, sodass die Einschreibungen enorm zugenommen haben, in Südbaden haben sie sich etwa verdoppelt.
MEDI: Macht Ihnen Ihr Beruf eigentlich Spaß?
Gempp: Auf jeden Fall! Ich finde unseren Beruf toll! Deshalb bin ich niedergelassen, habe angestellte Kollegen und Kolleginnen, fungiere mit meinem Seniorpartner als Lehrpraxis verschiedener Ausbildungsinstitute und arbeite auch als Dozentin in der Weiterbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Aber ich hänge nicht gerne in der Hotline, weil die Telematik mal wieder nicht funktioniert.
MEDI: Haben Sie eigentlich berufspolitische Erfahrung?
Gempp: Ich bin die Nachfolgerin meines Kollegen Rolf Wachendorf im beratenden Fachausschuss Psychotherapie. Auf diesem Weg finde ich mich in die berufspolitische Arbeit ein und freue mich darauf, ein für mich neues Feld anzugehen und mich in die vielfältigen Themen einzuarbeiten.
MEDI: Peilen Sie im Rahmen der KV-Arbeit bestimmte Ziele an?
Gempp: Es gibt mehrere Themen, die mich beschäftigen: So hatte die Freie Liste gegen den Willen der Verbände in der KVBW durchgesetzt, dass halbe Sitze fast genauso viel abrechnen können wie ein voller Kassensitz. Das möchte ich bewahren, da dieser Erfolg gefährdet ist. Weitere Themen sind der Abbau der Bürokratie bei Anstellungen oder zur Terminservicestelle.
Ein weiteres Herzensthema ist für mich die Ausgestaltung der Komplexversorgung. Die Form muss sowohl für Behandelnde als auch für Patientinnen und Patienten praktikabel sein.
Ruth Auschra