Die Zahl der statistischen Richtgrößenprüfungen für Arzneimittel und die Gesamtregresssumme sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg seit Einführung der Richtwertsystematik 2017 signifikant gesunken. Die Zahl der Einzelfallprüfungen hingegen steigt. Deshalb kämpft MEDI für eine regressfreie Zone in Baden-Württemberg.
„Dank der wirtschaftlichen Verordnungsweise der Vertragsärztinnen und Vertragsärzte konnte dieses niedrige Niveau weitgehend beibehalten werden. Zu einer realen Bedrohung für die Ärzteschaft im Land entwickelt sich jedoch seit 2019 die steigende Zahl der Einzelfallprüfungen“, stellt Dr. Karsten Braun, MEDI-Spitzenkandidat bei den KV-Wahlen 2022, fest. „Neben den statistischen Auffälligkeitsprüfungen können nämlich auch einzelne Leistungen arztbezogen auf Antrag der Krankenkassen geprüft werden“, so der Orthopäde.
Bei der KVBW ist die Zahl solcher Anträge durch die Krankenkassen für Arzneimittel von 2019 bis 2021 um 76 Prozent angestiegen. Weitere Anstiege sind bei den Prüfverfahren für Sprechstundenbedarf und Heilmittel festzustellen.
In den Jahren 2019 und 2020 waren dabei in Baden-Württemberg 52 Prozent der Praxen von einem Verfahren betroffen. „Obwohl sich die Mehrzahl der Ärztinnen und Ärzte so wirtschaftlich verhält, dass sie in den statistischen Prüfungen nicht auffällig werden, musste sich jede zweite Praxis im Land mit einer Regressandrohung für Arzneimittel auseinandersetzen“, kritisiert Braun. Und das, obwohl die Auswertungen zeigen, dass es sich bei der Mehrzahl der Verfahren um Kleinbeträge handelt, die kaum den Aufwand bei Krankenkassen, Prüfstelle und Praxen rechtfertigen.
Eine Anhebung der Grenze zur Antragsstellung von derzeit 50 Euro auf 300 Euro hätte weiterhin den von Kassenseite gewünschten Abschreckungseffekt. Auch die von den Krankenkassen nachgeforderte Gesamtsumme wäre dadurch im Jahr 2021 nur um drei Prozent geringer ausgefallen. Etwa 40 Prozent der gestellten Anträge blieben im Jahr 2019 bereits erstinstanzlich ohne Konsequenz. Durch die Einleitung der Verfahren entstand ein nicht zu rechtfertigender und unwirtschaftlicher Prüfaufwand. „Solche sinnlosen und enorm aufwendigen Prüfungen schrecken den ärztlichen Nachwuchs vor Praxisübernahmen ab. Das brauchen wir in Zeiten von Ärztemangel und drohender Unterversorgung nicht“, betont Braun.
MEDI Baden-Württemberg e.V. kämpft mit der bisherigen KV-Führung unter MEDI-Mitglied Dr. Norbert Metke seit vielen Jahren für eine regressfreie Zone in Baden-Württemberg und eine qualitativ hochwertige ärztliche Versorgung im Land. Auch bei der Wahl zur KV-Vertreterversammlung in diesem Sommer sind das zwei der wichtigen Fokusthemen von MEDI. Die Verständigung mit den Krankenkassen auf eine Anhebung der Bagatellgrenze bei Einzelfallprüfungen hat für MEDI eine hohe Priorität. Im Falle eines Wahlerfolgs wird Braun für diese Anpassung kämpfen.
MEDI Baden-Württemberg e. V. ist ein Zusammenschluss von rund 5.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten aller Fachrichtungen und Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Schwerpunkte sind die politische Interessenvertretung für unsere Ärzteschaft, fachübergreifendes Denken und Handeln sowie die elektronische Arztvernetzung. Der Erhalt einer wohnortnahen ambulanten Versorgung durch freiberufliche Praxen ist ein weiteres zentrales Anliegen.
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