Metke-Nachfolge: Orthopäde kandidiert für den KVBW-Topjob

 

In Baden-Württemberg steht im Sommer 2022 die Nachfolgeregelung für das KV-Vorstandsduo Metke und Fechner an. Dr. Karsten Braun wirft als MEDI-Kandidat seinen Hut in den Ring.

Von Florian Staeck

Stuttgart. Im Sommer 2022 werden in Baden-Württemberg bei der Wahl zur Vertreterversammlung die Weichen für einen Neubeginn gestellt. Die seit 2011 amtierende KV-Führung von Dr. Norbert Metke und seinem Vize Dr. Johannes Fechner tritt nicht erneut an – beide werden damit Ende 2022 ihre Ämter abgeben.

Der MEDI-Verbund hat frühzeitig für die Wahl einen eigenen Kandidaten nominiert: Dr. Karsten Braun ist als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurg seit 21 Jahren in Wertheim niedergelassen. Braun würde im Falle seiner Wahl in die Fußstapfen von KV-Chef Metke treten. Dieser gehört zu den Gründungsmitgliedern von MEDI. Sein Vize Dr. Johannes Fechner ist Hausarzt.

Einblick in alle Versorgungsebenen
Braun berichtet im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“, er habe sich nicht selbst mit einer Kandidatur ins Spiel gebracht, „sondern man ist seitens MEDI an mich herangetreten“. Dort ist er Mitglied seit dem Jahr 2000. Der 52-Jährige verweist auf seinen langjährigen Einblick in die ambulante Versorgung. „Schon mein Vater war berufspolitisch als Arzt aktiv. Ich bin somit seit jungen Jahren mit dem Arztberuf – und seinen Sonnen- und Schattenseiten – vertraut.“

Braun praktiziert in einer fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis für Chirurgie, Gefäßchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Ehefrauen der Praxispartner seien Allgemeinmedizinerinnen sowie Kinder- und Jugendpsychiaterin. „Ich habe daher einen ganz guten Überblick in alle Versorgungsebenen“, sagt er. Gut gerüstet sieht sich der 52-Jährige für die honorartechnischen und juristischen Herausforderungen eines KV-Vorstandsjobs. Denn neben dem Medizinstudium hat er auch ein Masterstudium in Medizinrecht absolviert.

„Honorare via EBM reichen nicht“
Die aktuellen Veränderungen in der ambulanten Versorgung seien dramatisch, konstatiert Braun. Immer mehr Ärzte arbeiteten in Anstellung. Es seien daher 2 bis 2,5 angestellte Ärzte nötig, um einen niedergelassenen Arzt alten Typs zu ersetzen. „Die Honorare, die derzeit via EBM erzielt werden, reichen nicht mehr aus, um die neuen Anstellungsstrukturen beispielsweise in einem MVZ oder in großen Praxen zu finanzieren. Daran müssen wir dringend etwas ändern“, erläutert Braun. Die derzeitigen EBM-Positionen mit „Muschelwährung“ müssten tendenziell überwunden werden. „Wir müssen uns wieder über eine echte Euro-Vergütung unterhalten“, fordert er.

Dr. Karsten Braun
Seit 21 Jahren in Wertheim als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie niedergelassen. Medizinstudium an der Universität des Saarlandes, Medizinrechtsstudium an der Universität Münster mit Abschluss als Magister Legum.
Vielfältiges berufspolitisches Engagement bei (Bezirks-) Ärztekammer und KV Baden-Württemberg. MEDI-Mitglied seit dem Jahr 2000.

Den Trend zu mehr Anstellung hält der Orthopäde nicht für umkehrbar. Was ihn aber umtreibt ist, dass immer mehr MVZ in die Hände von Kapitalinvestoren geraten. „Wir brauchen MVZ in der Hand von Freiberuflern, so dass ärztliches Arbeiten unabhängig bleibt.“ Dabei sollte die Anstellung aus seiner Sicht keine Einbahnstraße sein, sondern eine Rückkehr oder der Einstieg in die Niederlassung möglich bleiben, fordert Braun.

„Sanktionen helfen nicht weiter“
Für revisionsbedürftig hält der MEDI-Kandidat die Digitalisierungspolitik im Gesundheitswesen. „So wie es jetzt läuft, hat weder der Arzt noch der Patienten etwas davon“, konstatiert Braun. Zwingend geboten sei es künftig, vor einem Roll-out digitale Anwendungen ausreichend zu testen. „Sanktionen helfen hier nicht weiter“, meint der Facharzt.

Dass bestimmte Entscheidungen in den Zulassungsausschüssen laut Koalitionsvertrag künftig unter den Vorbehalt einer Behörden-Genehmigung gestellt werden sollen, beeindruckt Braun wenig, der seit 2018 stellvertretendes Mitglied im Zulassungsausschuss der Südwest-KV ist. Landesweit würden dort jährlich rund 10.000 Beschlüsse gefällt, erinnert er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier Behörden und Landräte mitmischen wollen“, sagt Braun.

Mit freundlicher Genehmigung der Ärzte Zeitung / Springer Medizin Verlag GmbH, www.aerztezeitung.de, Autor: Dr. Florian Staeck