Abfrage zur eAU: Frust statt Erleichterung

MEDI-Ärzte in Rheinland-Pfalz haben bislang keine oder fast durchweg schlechte Erfahrungen mit der neuen elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) gemacht. Dass die Einführung auf den nächsten Sommer verschoben wurde, findet deswegen breite Zustimmung.

„Da funktioniert so gut wie nichts, es ist eine Katastrophe.“ So drastisch beschreibt der Vorsitzende von MEDI Südwest, Dr. Ralf Schneider, die für den letzten Herbst geplante Einführung der eAU. Deshalb ist er froh, dass die KBV die Einführung auf den 1. Juli verschoben hat.

Den Patienten sollte mit der eAU der lästige Versand der Krankmeldung an ihre Krankenkasse abgenommen werden. Stattdessen ärgerten sich Hausärzte und MFA mit der Software herum. Übermittlungen liefen entweder ins „digitale Nirvana“ oder es kamen Rückmeldungen von Krankenkassen, dass die übermittelten Daten nicht ausgelesen werden konnten. Zur Behebung des Problems sollten sich die Praxen an ihren Softwarehersteller wenden.

MEDI-Ärzte haben mehrheitlich abgewartet
Bei einem stichprobenartigen Rundruf unter MEDI-Ärzten in Rheinland-Pfalz gaben die meisten an, die Software für die elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung noch gar nicht in Betrieb genommen zu haben. Wegen der Berichte über massive technische Probleme wollten viele Praxisinhaber noch abwarten.

Dr. Thomas Dambach, Facharzt für Allgemeinmedizin, war einer der wenigen, der in seiner Praxis in Kandel in der Südpfalz das eAU-System gestartet hatte. Sein Fazit: „Es funktioniert, aber nicht mit jeder Krankenkasse.“ So habe etwa die DAK die elektronisch übermittelten Krankmeldungen erst gar nicht empfangen können. Andere, wie der Trierer Allgemeinarzt Dr. Michael Siegert, haben das System noch nicht gestartet, weil auch die Software für die „Kommunikation in der Medizin“ (KIM) nicht störungsfrei lief.

Auch ePA und KIM machen Probleme
Davon weiß auch MEDI-Chef Schneider zu berichten. „Überall hakt es“, ärgert er sich. Im November konnte Schneider in seiner Praxis keine elektronischen Arztbriefe mehr empfangen. Auch der herbeigerufene Sohn, ein EDV-Fachmann, scheiterte daran, die Software wieder zum Laufen zu bringen.

Weder er persönlich noch MEDI seien gegen eine zunehmende Digitalisierung in der Medizin, versichert Schneider. Diese müsse aber Ärzten und Patienten das Leben leichter machen und nicht für neue Probleme sorgen. „Diese Form der Digitalisierung können wir nicht mittragen“, stellt er klar. Viele Kolleginnen und Kollegen seien mit ihrer täglichen Arbeit und den Coronaimpfungen voll ausgelastet beziehungsweise überlastet.

Schneider hofft, dass sich die technischen Probleme lösen lassen. Wenn nicht, bekommen die Patientinnen und Patienten auch künftig die „gelben Zettel“ in die Hand gedrückt und müssen sie per Post an ihre Krankenkasse schicken.

Martin Heuser

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