Im Frühjahr haben die Hausärzte Dr. Jennifer Demmerle (Winnweiler), Dr. Thomas Dambach (Kandel) und Thorsten Koech (Leiwen, Mosel) mit den Impfungen gegen Covid-19 begonnen. Heute bestätigen sie, dass es deutlich ruhiger geworden ist in ihren Praxen. „Die Nachfrage nach Erstimpfungen lässt zusehends nach. Jetzt steigt zunehmend die Nachfrage nach Booster-Impfungen“, berichtet Demmerle.
Anders als im Frühjahr gibt es inzwischen reichlich Impfstoff. Etwa 1.500 Patientinnen und Patienten haben Demmerle und ihr Kollege Dr. Peter Follmann in der Gemeinschaftspraxis im Donnersbergkreis geimpft. Rückblickend bleiben ihr vor allem die organisatorischen Probleme und wechselnde Vorgaben durch KV und STIKO in Erinnerung: „Was ich heute organisiert und mit meinen Patienten besprochen habe bezüglich Zweitimpfung oder Impfabstand, war am nächsten Tag nicht mehr wahr und führte oft zu Unmut und Verwirrung.“ Letztendlich sei es ihr aber gelungen, „das Chaos zu beherrschen“.
Impfungen gestoppt
Weitaus schlechter fällt die Bilanz bei Thomas Dambach in Kandel im Kreis Germersheim aus. Der MEDI-Arzt hatte etwa 500 Impfdosen verabreicht, bevor er die Kampagne Ende Juni stoppen musste. Der generelle Hausarztmangel in der südpfälzischen Stadt, hoher Krankenstand in der eigenen Praxis und die „überbordende Bürokratie“ führten dazu, dass er abbrechen musste. Seine Forderungen: Politik und Kassenärztliche Vereinigung müssten klare Regeln und Vorgaben aufstellen und die Hersteller müssten sicherstellen, dass sie zugesagte Vakzin-Kontingente auch verlässlich liefern.
Besser lief es da in Leiwen an der Mosel in der Hausarztpraxis von Thorsten Koech mit seinem Kollegen Dr. Ingo Katter. Etwa 1.000 Impfwillige bekamen hier ihren Piks und inzwischen wünscht sich der Hausarzt, dass noch mehr und vor allem jüngere Patientinnen und Patienten nach einer Coronaschutzimpfung fragen. „Sogar die Jugendlichen kommen nur zögernd. Wir impfen nur noch die Hälfte unserer Möglichkeiten“, schildert er die Situation im September.
Kritik an unzureichender Honorierung
Wie Dambach und Demmerle beklagt auch Koech die unzureichende Honorierung der Impfungen durch die Krankenkassen. Im Verhältnis zu den in Impfzentren gezahlten Honoraren sei die Vergütung deutlich zu gering, ärgert sich Koech. „Dies darf sich bei der dritten Impfung nicht wiederholen“, fordert er. Außerdem sollten die Kassenärztlichen Vereinigungen nur eine Ziffer für die Coronaimpfung definieren, wie für jede andere Impfung auch, lautet seine Forderung.
MEDI-Arzt Koech sieht neben der Politik aber auch die Hersteller als Verursacher für die Probleme in den Praxen. Sie müssten verpflichtet werden, Einzel-Impfstoff-Dosen herzustellen. „Sonst kann in den Praxen nicht noch einmal diese Impfleistung erfolgen wie für die erste und zweite Impfung“, sagt Koech. Bleibe es bei den jetzigen Verpackungsgrößen, werde er zukünftig nicht mehr so viele Patienten impfen können.
Wenig Impfdosen vernichtet
Zu den positiven Aspekten zählt bei allen drei Hausärzten der Umstand, dass sie nur wenige Impfstoffdosen vernichten mussten, hier vor allem das unbeliebte Vakzin von AstraZeneca. Während laut einem ARD-Bericht bundesweit Hunderttausende Dosen verfallen sein sollen, waren es bei den befragten MEDI-Ärzten Stückzahlen im ein- oder unteren zweistelligen Bereich.
Weniger Bürokratie, angemessene Honorierung, klare Regeln für Priorisierung und Impfabstand und zuverlässige Lieferungen von Impfstoff – das sind zusammengefasst die Forderungen der drei MEDI-Ärzte aus der Impfkampagne in ihren Praxen. Alles Dinge, die auch der Vorsitzende von MEDI Südwest, Dr. Ralf Schneider, gutheißt.
Martin Heuser