Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg, hofft, dass das Impfmanagement künftig den Praxen überlassen wird. Er rechnet damit, dass sich bis Sommer jeder, der es möchte, impfen lassen kann – wenn die Praxen in den Prozess einbezogen und die Impfstoffmengen wie angekündigt zur Verfügung stehen werden.
Im Rundschreiben an die MEDI-Mitglieder in Baden-Württemberg empfiehlt der MEDI-Chef seinen Kolleginnen und Kollegen, dass sie gegenüber ihren Patientinnen und Patienten transparent kommunizieren, welcher Impfstoff ihnen zur Verfügung steht. Damit bei den Impfterminen alles geregelt abläuft, sollte jeder Patient mindestens 30 Minuten in der Praxis bleiben.
Er hat für seine Hausarztpraxis einen klaren Impfablauf entworfen, den er auch seinen Kolleginnen und Kollegen nahelegt. Dabei muss das Praxisteam Folgendes unter Hygienebedingungen organisieren:
- Terminvergabe
- Aufnahme in der Praxis und Dokumentation der Verweilzeiten in der Praxis
- Bereitstellen, Erklären und Ausfüllen der Formulare
- Aufklärung durch den Arzt und Dokumentation
- Impfstoff vorbereiten und Impfung durchführen durch qualifizierte MFA
- Beobachten und Entlassen der PatientInnen im Wartebereich
Mehrbelastung für die Teams
„Das wird aufgrund der Hygienekonzepte eine deutliche Mehrbelastung für die Praxisteams“, so Baumgärtner, „schließlich können wir nur eine begrenzte Anzahl von Patienten pro Stunde empfangen.“
Zusätzlich zum Impf- und Wartebereich müssen die Praxen eine räumliche Möglichkeit und Utensilien für Behandlungsfälle bei Unverträglichkeiten bis hin zu lebensbedrohlichen Anaphylaxien bereithalten. „Der Adrenalin-PEN kostet rund 100 Euro. Davon werden die Praxen einige brauchen, können diese aber nicht als Praxisbedarf abrechnen“, erinnert er. Aus seiner Sicht ist das „ein Witz“.
Ob sich das alles in der Honorierung niederschlägt, bleibt offen. „Wir sprechen hier nicht vom Arzthonorar, sondern der Bezahlung eines ganzen Teams und des Hygienekonzepts“, stellt Baumgärtner klar und ergänzt: „Es stellt sich mir auch die Frage, warum eine Impfung im Impfzentrum deutlich teurer sein darf als in unseren Praxen.“