Was macht ein Pandemie-Beauftragter?

2. Dezember 2020

Martin Holzapfel ist Regionalvorsitzender von MEDI Nordbaden und Pandemie-Beauftragter der KV-Region Baden-Baden/Rastatt. Das bedeutet für den Allgemeinmediziner zusätzliche Arbeit, die er neben seiner Corona-Schwerpunktpraxis übernommen hat.

MEDI: Herr Holzapfel, was tut ein Pandemie-Beauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung?

Holzapfel: Grundsätzlich vertrete ich die KV im Rahmen des Corona-Krisenstabs, der sich jeden Dienstag von 8:30 Uhr bis 10:00 Uhr trifft. Weitere Teilnehmer sind Vertreter der Kommune, Klinik-Chefs, Mitarbeiter von Behörden und Polizeibeamte.

MEDI: Für welche Aufgaben ist der Krisenstab zuständig?

Holzapfel: Dort wird die aktuelle Lage besprochen. Aus dem Landratsamt bekommen wir immer die neuesten Zahlen, also zum Beispiel den R-Wert und die Inzidenzzahlen. Aus meiner Sicht ist es die wichtigste Aufgabe, für eine funktionierende Kommunikation zwischen Ärzteschaft und Politik zu sorgen. Konkret müssen wir zum Beispiel gerade über den Aufbau der Impfzentren sprechen. Der erste Impfstoff wird voraussichtlich stark gekühlt werden müssen. Deshalb wird erstmal in acht Zentren geimpft, wobei die Kommunen die Organisation übernehmen und wir Ärzte die Impfungen durchführen werden. Das muss man alles koordinieren.

MEDI: Zusätzliche Arbeit – werden Sie dafür bezahlt?

Holzapfel: Mehr Arbeit ist das tatsächlich. Zum Glück arbeitet mein Vorgänger Dr. Rainer Baumelt noch vier halbe Tage in der Praxis. Ohne ihn könnte ich die morgendlichen Sitzungen wahrscheinlich gar nicht leisten. Aber durch seine Unterstützung sind meine diversen berufspolitischen Verpflichtungen machbar. Von einer Bezahlung kann man nicht wirklich sprechen. Man bekommt eine Art Auslagenentschädigung bei dieser Tätigkeit.

MEDI: Wie kommen Sie und Ihre Mitarbeiterinnen bisher durch die Pandemie? Ist jemand erkrankt?

Holzapfel: Bisher hatten wir noch keinen positiven Fall. Für die Mitarbeiterinnen ist der Mehraufwand durch die Pandemie immens! Die Zahl der Anrufe ist wahnsinnig hoch und auch der organisatorische Aufwand – die Überwachung der Klingel mit Gegensprechanlage und Video, das Lüften und Desinfizieren… Es kommen nie mehr als fünf Patienten gleichzeitig ins Wartezimmer. Rein geht es durch die Haustür, raus durch die Hintertür. Wir wollen ja Kontakte vermeiden.
Für die Abstriche hatte mein Sohn ein Zelt gebaut, das der Sturm leider weggeweht hat. Jetzt machen wir bis zu 25 Abstriche pro Tag im überdachten Eingangsbereich. Aber was die MFA und mich besonders stresst, ist der immense bürokratische Aufwand: Ersatzscheine anlegen, immer neue Abrechnungsziffern – das ist zeitlich fast nicht mehr zu bewältigen. Zum Glück sind die meisten Patienten kooperativ. Aber wenn dann noch einer an der Praxistür klingelt, weil er in Quarantäne ist und eine Krankschreibung braucht, werde ich schon mal emotional.

Ruth Auschra

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