Eine Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag hat ergeben, dass lang andauernde und überregionale Stromausfälle künftig wahrscheinlich häufiger werden. Die Experten gehen davon aus, dass kriminelle oder terroristische Aktionen, Pandemien oder Extremwetterereignisse vermehrt zu Netzzusammenbrüchen führen werden. *
Es ist sicher nicht verkehrt, sich darauf vorzubereiten. Für den Fall eines Blackouts heißt das, dass neben dem ärgerlichen Ausfall der Elektrik auch noch Datenverluste drohen. Sven Gutekunst, Abteilungsleiter IT bei der MEDIVERBUND AG, empfiehlt als Gegenmittel die Nutzung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV). Die USV reagiert nicht nur bei totalem Stromausfall, sondern auch bei Über- oder Unterspannung im Netz.
Solche Störungen können zum Beispiel durch Blitzeinschläge verursacht werden. Aber auch Änderungen der Netzauslastung und der Einspeisungen sorgen für schwankende Netzspannung, die vom Netzbetreiber nicht immer perfekt ausgeglichen werden kann. Die USV kann solche lokalen Schwankungen und Ausfälle ausgleichen, indem sie angeschlossene Geräte kurzfristig mit Strom aus dem Akku versorgt. Bei Stromausfall wird der Server geregelt heruntergefahren – das schützt vor Schäden und Datenverlust.
Das Gerät wird mit Batterien betrieben, die vernünftigerweise regelmäßig aufgeladen und/oder getauscht werden. Es gibt sogar Praxen, die zusätzlich mit einem Notstromaggregat ausgerüstet sind, zum Beispiel ambulante OP-Zentren oder Kinderwunschpraxen.
Strom weg
Im ersten Moment kann man Smartphones mit Taschenlampen-Apps einsetzen, um sich in einer schlagartig dunklen Praxis zu orientieren. Allerdings sind die Akkus irgendwann leer und bei einem längeren Stromausfall bekommen die Ladegeräte keinen Strom mehr aus der Steckdose. Vorsorglich sollten in der Praxis an verschiedenen Stellen Taschenlampen greifbar sein – ohne langes Suchen.
Für einen längeren Einsatz sinnvoll sind helle LED-Batterielampen. Natürlich wirken auch Streichhölzer und Kerzen erhellend, die Brandgefahr spricht allerdings gegen ihren Einsatz. Mit der Taschenlampe in der Hand sollte jeder Mitarbeiter in der Lage sein, den Sicherungskasten zu checken. Sind die Sicherungen unauffällig, kann man einen Kurzschluss in der Praxis als Ursache ausschließen. In dieser Situation freut man sich über einen altmodischen Notfallordner, der Kopien aller Dokumente enthält, die im Notfall wichtig sein könnten.
Ganz ohne Strom findet man hier beispielsweise die Daten des Stromvertrags, Wartungsverträge mit Telefonnummern der Ansprechpartner oder Kontaktdaten von Strom-, Wasser- und Reparaturbetrieben, die man im Notfall anrufen würde. Natürlich muss diese Liste regelmäßig aktualisiert werden. Und natürlich ist sie nur nützlich, solange die Notstromversorgung der Mobilfunknetze funktioniert.
Im Dunkeln
Im Ernstfall sind alle ruhiger, wenn sie vorher durchgespielt haben, was bei einem Stromausfall zu tun ist. Falls Patienten anwesend sind, müssen diese informiert und sicher aus der Praxis geleitet werden. Stirnlampen sorgen dafür, dass man die Hände frei hat.
Auch Aufgaben sind zu verteilen. Wer hat ohne funktionierenden Rechner den Überblick über die Zahl der Anwesenden und wer ist für die Evakuierung zuständig? Könnte jemand im Aufzug oder in der Tiefgarage gefangen sein? Moderne Fahrstühle bleiben nicht mehr stecken, wenn der Strom ausfällt. Sie bleiben zwar stehen, fahren aber nach der Aktivierung des Notstromnetzes bis zur Haupteinstiegsstelle, wo sich die Türen öffnen und ein Licht angeht.
Der Praxiskühlschrank sollte die Temperatur etwa acht Stunden lang halten – vorausgesetzt, er wird nicht dauernd geöffnet. Ein Thermologger zeigt an, ob der Temperaturrahmen eingehalten wurde.
Wenn nach dem Stromausfall alle elektrischen Geräte gleichzeitig wieder anspringen, droht eine Überlastung des Stromnetzes. Alles ausschalten also bis auf eine Lampe und nacheinander anschalten, wenn die Lampe zeigt, dass der Strom wieder da ist. Zum Schutz der Server und Rechner empfiehlt Gutekunst, zur Sicherheit nicht nur den Schalter zu betätigen, sondern die Stecker zu ziehen.
Versicherung?
Stromausfälle werden auch in Zukunft zum Alltag gehören. Versicherungsmakler Wolfgang Schweikert (schweikert@medigeno-assekuranz.de) erinnert daran, dass bei Stromausfall der Netzbetreiber haftet und eine reine Stromausfallversicherung für Arztpraxen kaum realisierbar ist. „Aber mit einer Elektronikversicherung, Stichwort Allgefahrendeckung, lassen sich nicht nur Schäden an Geräten absichern, sondern auch ein in der Folge entstehender Verdienstausfall.“ Immerhin das ist tröstlich.
Ruth Auschra
* Petermann, T., Bradke, H., Lüllmann, A. et al.: Was bei einem Blackout geschieht. Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls. Studien des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag – 33, Nomos Verlag 2011; https://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/buecher/petermann-etal-2011-141.pdf