Ein Leitfaden für mehr Sicherheit und Schutz

11. November 2020

Eine gut organisierte Praxis in Coronazeiten ist Gold wert: Sie sorgt für Sicherheit und Schutz für Patienten und Mitarbeiter und hält das Praxisteam auch in schweren Zeiten zusammen.

Wie das funktionieren kann und was dabei alles zu beachten ist, haben wir gemeinsam mit dem MEDI-Vorstandsmitglied und hausärztlichen Internisten Dr. Michael Eckstein zusammengefasst.


TERMINORGANISATION

Terminvergabe
Um zu vermeiden, dass sich zu viele Patientinnen und Patienten gleichzeitig in der Praxis aufhalten, müssen sich alle Patienten ausschließlich telefonisch in der Praxis anmelden und einen Termin vereinbaren. Die einzigen Ausnahmen sind echte Notfälle, die aber in der Hausarztpraxis selten vorkommen. Patienten, die ohne Termin kommen, sollten an der Praxistür darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie ab sofort telefonisch einen Termin vereinbaren müssen. Diese Infos sollten auch auf der Homepage und dem Anrufbeantworter kommuniziert werden.

Wartezeitenmanagement
Die Wartezeiten müssen kurzgehalten oder vermieden werden. Patienten werden aufgefordert, pünktlich zu kommen – auch nicht zu früh. Patienten, die vor dem vereinbarten Termin kommen, können vor der Praxis oder im Auto warten.

Die Praxistür sollte verschlossen sein, sodass Patienten klingeln müssen. Eine MFA lässt immer nur einen Patienten in die Praxis – vorausgesetzt er hat einen Termin. Jeder Patient muss einen Mund-Nasen-Schutz tragen, Gesichtsvisiere werden nicht akzeptiert. Mit einem berührungslosen Fieberthermometer wird bei jedem Patienten beim Eintritt in die Praxis die Körpertemperatur gemessen.


RAUMORGANISATION

Die Patienten werden gebeten, möglichst wenig in der Praxis zu berühren. Vor allem sollte das Aufstützen an der Rezeption unterbleiben.

Patienten werden in der Praxis sofort in den entsprechenden Raum geleitet (zum Beispiel Sprechzimmer, Behandlungszimmer, Labor), sodass die Verkehrswege frei bleiben und auch damit Kontakte minimiert werden.

In größeren Praxen können Bodenmarkierungen mit Richtungsangaben sinnvoll sein, um engen Kontakt mit anderen zu verhindern.


PATIENTENKOMMUNIKATION

Aushänge
An der Eingangstür sollten Hinweise mit den wichtigsten Informationen zur Praxisorganisation und den Hygienevorschriften hängen. Zusätzlich gibt es Informationsblätter (DIN A4) mit dem gleichen Inhalt. Die Infos sollten möglichst auch in relevanten Sprachen zur Verfügung stehen.

Homepage
Auf der Praxishomepage müssen wichtige Informationen auf der Startseite oder unter „Aktuelles“ stehen. Auch auf dem Anrufbeantworter sollte auf die relevantesten Punkte hingewiesen werden. Die wichtigste Kommunikationsform ist die direkte Ansprache der Patienten.


FERNBEHANDLUNG

Telefonkonsultationen
Verordnungen, Überweisungen oder AU-Bescheinigungen sollten von bekannten Patienten telefonisch angefordert und postalisch über die Praxis versendet werden. In einer ländlichen Hausarztpraxis mit weit über 90 Prozent Stammpatienten geht das besser als in einer Praxis mit mehr Neupatienten. Falls eine Untersuchung erforderlich ist, muss der Patient mit einem festen Termin einbestellt werden.

Videosprechstunden
Viele Praxen setzen seit einiger Zeit mit Erfolg die Videosprechstunde ein. Die Kommunikation erfolgt auf einer persönlicheren Ebene als bei Telefonkontakten. Das Feedback von vielen Patienten und Ärzten ist sehr positiv. Informationen zu den technischen Voraussetzungen und den Vergütungen finden Sie hier.

In den kommenden Wochen wird ein ambulantes Management von Covid-19-Patienten mit einem leichteren Verlauf immer wichtiger. Das Monitoring betroffener Patienten könnte per Video oder Telefon erfolgen. Das RKI veröffentlicht zu diesem Thema hier einen Leitfaden.


HYGIENEMASSNAHMEN

Desinfektionsmittelspender
Im Eingangsbereich sollte ein automatischer Desinfektionsmittelspender platziert werden, da sich alle Patienten beim Betreten und Verlassen der Praxis die Hände desinfizieren müssen.

Maskenpflicht
Für alle, die die Praxis betreten, herrscht strikte Maskenpflicht – neben dem Praxisteam und der Patienten gilt das auch für IT-Servicepersonal, Briefträger und Lieferanten. Gesichtsvisiere werden wegen nachgewiesener schlechterer Wirksamkeit nicht akzeptiert.

Atteste zur Befreiung der Maskenpflicht sollten nur dann akzeptiert werden, wenn der Grund für das Attest nachvollziehbar ist. Hier müssen sehr strenge Maßstäbe angesetzt werden.

Praxisdesinfektion
Für eine reibungslose Praxisdesinfektion ist ein Hygieneplan von Vorteil, in dem die Desinfektion der Oberflächen sowie das Lüften geregelt sind.

Ein Problem stellen häufig Türgriffe dar, da die Desinfektion viel Zeit und Desinfektionsmittel erfordern. Hier bieten sich Türgriffüberzüge an, in denen Silber und Kupfer eingearbeitet ist. Sie wirken antibakteriell und antiviral und können gewaschen werden.

Geräte zur Raumdesinfektion
Immer häufiger kommen Luftreinigungsgeräte in Praxen zum Einsatz, die auch Viren zu über 99 Prozent herausfiltern können. Dadurch wird die Aerosolbildung vermieden – eine große Unterstützung für die Wintermonate. Die Geräte sind leise, wartungsarm und auch außerhalb der Coronapandemie sinnvoll, weil sie auch Allergene, schlechte Gerüche oder Staub filtern.

MEDI bietet seinen Mitgliedern hochwertige Geräte zum exklusiven Preis an. Weitere Infos finden Sie hier.


SCHUTZAUSRÜSTUNG

Masken
An der Rezeption hinter einem Plexiglasschutz kann bei Büro- und Schreibarbeiten ein einfacher Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Bei allen Tätigkeiten am Patienten wie Blutabnahme, Verbandswechsel oder Untersuchungen muss eine FFP2-Maske getragen werden.

Handschuhe
Bei allen direkten Tätigkeiten am Patienten mit erhöhter Infektionsgefahr müssen, wie bisher auch, Handschuhe getragen werden. Sonst sollte vor und nach jedem Patientenkontakt eine Händedesinfektion erfolgen. Die Desinfektion gilt natürlich auch für medizinische Geräte wie beispielsweise Stethoskop, Blutdruckmanschette oder EKG-Elektroden.

Schutzausrüstung für Covid-19-Abstriche
Covid-19-Abstriche dürfen nur mit voller Schutzausrüstung durchgeführt werden. Dazu gehören: Schutzanzug, FFP2-Maske, Kopfbedeckung, Gesichtsvisier und Handschuhe.

Schutzmaterial können Praxen hier bestellen.


INFEKTIONSSPRECHSTUNDE

Viele Praxen führen eine Infektionssprechstunde ein. Das wird durch die steigenden Covid-19-Infektionszahlen und klassischen Infekte zunehmend notwendig.

Organisation
Die Infektionssprechstunde wird an bestimmten Tagen zu festgelegten Zeiten angeboten. Diese können, je nach Inanspruchnahme, verkürzt oder verlängert werden.

In die Praxis kommen dann nur einbestellte Infektpatienten. Ausnahmen sind nicht erlaubt! In dieser Zeit dürfen auch keine anderen Personen wie beispielsweise Pflegedienste oder Lieferanten die Praxis betreten.

Die Versorgung der Patienten erfolgt ausschließlich in einem einzigen Raum, der leicht zu desinfizieren ist. Sowohl Arzt als auch MFA tragen Schutzausrüstung, die allerdings in der laufenden Infektionssprechstunde nicht nach jedem Patienten gewechselt werden muss. Dieser Aufwand ist nicht realisierbar. Rezepte oder andere Formulare werden in diesem Raum vorbereitet, sodass jeder Infektpatient unverzüglich die Praxis verlassen kann, ohne sich noch länger an der Rezeption aufzuhalten.

Nach jedem Patienten werden alle Flächen desinfiziert, die berührt wurden. Außerdem werden die Handschuhe gewechselt.

Das Luftreinigungsgerät in diesem Raum läuft in der Infektionssprechstunde auf höchster Stufe.


PRAXISTEAM

Der Zusammenhalt des Praxisteams ist in der aktuellen Situation von großer Bedeutung.

Kommunikation
Es sollten regelmäßige Teambesprechungen stattfinden. Wie das in Pandemiezeiten gut gelingen kann, lesen Sie hier. Zahlreiche und sehr kurzfristige Änderungen können auch per E-Mail oder über eine Gruppenfunktion eines Messengerdienstes geteilt werden. Der MEDI Verbund bietet mit „Garrio“ einen eigenen sicheren Messenger an, der für die Kommunikation des Praxisteams genutzt werden kann.

Führung
Die Mitarbeiter müssen immer mit einbezogen werden. Die Umsetzung von Änderungen sollte möglichst im Team erarbeitet und nicht einfach nur angeordnet werden – das stabilisiert die Motivation. Ein gutes Arbeitsklima macht es jetzt leichter, auch solche Zeiten gemeinsam gut zu bewältigen.

Erkältungssymptome
Was ist zu tun, wenn Praxismitarbeiter Erkältungssymptome zeigen? Hier finden Sie Tipps und Empfehlungen.

Impfung
Welche Impfungen Ärzten und MFA jetzt zu empfehlen sind und wie man MFA zu höherer Impfaktivität motivieren kann, lesen Sie hier.


Dr. Michael Eckstein / Tanja Reiners

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