Hans-Jörg Schaible ist Facharzt für Allgemeinmedizin im MEDI-MVZ „Ärzte am Reichenbach“. Schon zu Beginn der Pandemie machte er sich mit Kollegen Gedanken über das Testen von Patienten in Gemeinschaftseinrichtungen. Inzwischen gibt es das Corona-Mobil, mit dem beispielsweise Pflegeeinrichtungen angefahren werden können.
MEDI: Herr Schaible, Sie sind der Initiator dieser Idee?
Schaible: Die Idee habe ich zusammen mit Matthias Kraft entwickelt. Er ist der Vorsitzende des Ärztenetz Freudenstadt, ich bin sein Stellvertreter. Die Umsetzung hat er maßgeblich übernommen. Es gab viel Unterstützung vor Ort, etwa vom Landrat, dem Kreisbrandmeister und einem Autohaus.
MEDI: Was ist die Idee dabei?
Schaible: Als die Pandemie losging, habe wir überlegt, wie man die verschiedenen Anforderungen, die auf uns Ärzte zukommen, praktikabel lösen kann. Wir hatten ja schnell die ersten Abstrichzentren, allerdings sind die nur geeignet für Menschen, die mobil genug sind. Bewohner von Einrichtungen, etwa Asylbewerber oder Pflegeheimbewohner, sind nicht gut in der Lage, selbstständig zur nächsten Fieberambulanz zu fahren. Dafür eignet sich das flexible Mobil. Es ist dafür gedacht, dass wir vor die Einrichtung fahren und die Bewohner dort an der frischen Luft abstreichen. Das ist weniger riskant für uns und für die Patienten als ein Ausflug der ganzen Einrichtung zum Testen.
MEDI: Was ist das für ein Auto, wie ist es ausgestattet?
Schaible: Es ist ein alter Krankenwagen, den der Kreisbrandmeister organisiert hat. Der Wagen wurde von einem Autohaus auf Kosten des Landratsamtes generalüberholt. Grob gesagt ist er innen ausgestattet wie ein Krankenwagen. Wir brauchen ja keine große technische Ausstattung zum Abstreichen. Kartenlesegerät, Notebook und Drucker – das reicht schon fast.
MEDI: Die Hausärzte im Spritzenhaus in Baiersbronn hatten ja eine Art Abstrichzentrale in ihrer Tiefgarage organisiert. Werden solche Testzentralen durch das Corona-Mobil überflüssig?
Schaible: Nein, auf keinen Fall. Das flexible Mobil ist eine Ergänzung zu den bestehenden Angeboten, die wir unbedingt auch in Zukunft brauchen.
MEDI: Wer fährt zu solchen Einsätzen mit?
Schaible: Das wird sich zeigen, bisher hatten wir ja noch keinen echten Einsatz. Aber der kommt sicher! Wir müssen im Fall eines Einsatzes das Personal aus der Sprechstunde herausnehmen. Ich nehme an, dass ein Arzt oder eine Ärztin plus ein oder zwei MFA mitfahren werden.
Corona wird uns ja vermutlich noch einige Zeit begleiten …
Schaible: Ja. Und ich finde, wir Ärzte müssen versuchen, mit kreativen Lösungen durch die Krise zu kommen. Es macht keinen Sinn zu warten, bis der Staat handelt. Wir sind doch selbst die Leidtragenden, wenn die Situation aus dem Ruder läuft. Wir und – ganz wichtig – unsere Teams. Ich weiß, dass viele MFA grenzwertig am Anschlag sind. In unseren MEDI-MVZ bemühen wir uns sehr, die Belastung aufzufangen so gut es geht. Die Geschäftsführung hat beispielsweise dafür gesorgt, dass unsere Mitarbeiterinnen einen finanziellen Zuschuss bekommen haben. Da wurde echt etwas getan, damit die in Krisenzeiten gut und gerne mit uns Ärzten kooperieren.
Ruth Auschra