Menschen bei MEDI: Dr. Christiane von Holst

10. Juni 2020

Nette Nachbarn helfen sich gegenseitig aus. Für Dr. Christiane von Holst spielte ein Nachbar vor zehn Jahren eine weit wichtigere Rolle: Er bot ihr seine Hilfe an und sorgte schließlich dafür, dass sie im MEDI Verbund ankam.

Die Fachärztin für Gynäkologie hatte damals mit ihrer Praxisübernahme samt Umzug nach Heidelberg Neuland betreten. Sie war mit rechtlichen und organisatorischen Fragen konfrontiert, die sich ihr vorher nie gestellt hatten. „Jeden Tag lud ich den ganzen Ärger bei meinem Nachbarn ab“, erzählt sie. Dieser Nachbar war der Orthopäde Dr. Bernhard Schuknecht, der sich schon länger bei MEDI Baden-Württemberg engagierte. Er hörte immer wieder geduldig zu und riet ihr, einfach mal zu einem Treffen der MEDI-Kollegen mitzukommen. „Damals war MEDI für mich noch ein Buch mit sieben Siegeln“, erinnert sich von Holst. Eines Tages ging sie mit, traf Kollegen, die ihr gute Tipps geben konnten, und wurde Mitglied bei MEDI. Inzwischen sind sie und Schuknecht Regionalbeisitzer im geschäftsführenden Vorstand der MEDI GbR Heidelberg und von MEDI Baden-Württemberg.

Berufspolitisches Engagement auf ganzer Linie
Die Frauenärztin engagiert sich nicht nur bei MEDI, sie ist auch Mitglied in der Vertreterversammlung der Bezirksärztekammer Nordbaden und sitzt im Vorstand des Gynäkologen-Ärztenetzes Heidelberg. Warum das alles? „Ich muss etwas gegen Dinge tun, die mich oft aufregen“, erklärt von Holst und verrät, dass die Gesetzentwürfe von Gesundheitsminister Spahn ganz oben auf ihrer Negativliste stehen.

Obwohl sie sich eher als Rädchen im Getriebe der Berufspolitik sieht, ist es ihr wichtig, ihre Meinung zu sagen und ihren Unmut zu äußern. Das ist ihrer Auffassung nach nicht nur richtig, sondern kann auch Spaß machen. „Es tut gut, sich mit Gleichgesinnten zum Austausch zu treffen“, berichtet sie.

Eine schöne Bestätigung
Triebfeder für ihre Berufswahl und die Praxisgründung war der Wunsch, eine gute Ärztin zu sein, ihre Patientinnen und Patienten zu unterstützen und zu begleiten. Es war sicher nicht immer leicht, lange Arbeitstage in der Praxis und Familie unter einen Hut zu bringen. Trotzdem hat ihre Tochter gerade mit dem Medizinstudium begonnen – eine schöne Bestätigung für die Ärztin.

„Ich will meine Arbeit gut und richtig machen“, sagt von Holst, „aber das kann ich nur, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.“ Ist das nicht der Fall, dann müsse man sich notfalls eben gemeinsam mit Kollegen zur Wehr setzen, zum Beispiel gegen das TSVG oder den Zwang zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI).

Das Klima in den Praxen hat sich verschlechtert
In den letzten zehn Jahren hat sich das Klima den Ärzten gegenüber verschlechtert, findet von Holst. Beispielsweise steigt die Anspruchshaltung der Patienten. In ihrer Praxis bekommen Notfälle natürlich einen schnellen Untersuchungstermin. Allerdings ist nicht jeder Notfall in der Realität auch tatsächlich einer. „Viele sogenannte Notfallpatientinnen zeigen in der Praxis dann eher dezente Befindlichkeitsstörungen“, weiß sie, „haben aber eine gewisse Anspruchshaltung.“

Das sei nicht verwunderlich, wenn ihnen immer wieder suggeriert wird, dass sie ein Recht auf sofortige Betreuung haben. „Trotz voller Sprechstunde versucht man natürlich immer, möglichst schnell zu helfen“, sagt sie. „Aber gerade Akutpatientinnen mit dem Jucken und Brennen haben dann oft noch eine Menge Fragen, die viel weniger akut sind.“ Dann tobt in der Praxis der Bär, damit alles erledigt werden kann, und am Abend folgt noch eine schlechte Internetbewertung der Praxis – das Sahnehäubchen des Tages!

Sorgenkind Krebsvorsorge
Sorgen macht ihr auch die veränderte Regelung bei der Krebsvorsorge. Seit Anfang des Jahres übernimmt die GKV für Frauen über 35 die Kosten für PAP-Test und HPV-Screening nur noch alle drei Jahre. Sie prognostiziert einen Anstieg der Zervix-Karzinom-Inzidenz und befürchtet, dass diese Regelung für viele gynäkologische Praxen betriebswirtschaftliche Folgen haben wird, die noch nicht abzusehen sind.

Sinnvolle Leistungen bietet Christiane von Holst außerhalb der Kassenmedizin an – kein ethisches Problem für sie, oft aber Anlass für Diskussionen mit Patientinnen. „Ich kann nichts dafür, dass die Kasse nicht alle Leistungen bezahlt“, sagt sie offen, „und kann auch nicht umsonst arbeiten.“ Unterstützung von der Politik erwartet sie bei dieser Frage nicht mehr, im Gegenteil. Grundsätzlich stellt sie immer wieder fest, dass die Politik Ärzten gegenüber respektlos und verletzend handelt: „Wir arbeiten, weil wir gern für unsere Patientinnen und Patienten da sind, und nicht, weil wir sie als geldgierige Golfspieler ausbeuten wollen.“

Dabei spielt sie nicht einmal Golf. Um sich einigermaßen fit zu halten geht sie zum Beispiel joggen oder schwimmen. Im Vordergrund stehen dabei der Spaß und der Ausgleich zum Berufsleben – „ich bin da ganz normal“, lacht von Holst.

Ruth Auschra

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