Inzwischen gibt es sechs MEDI-MVZ. Jedes hat einen ärztlichen Leiter, Geschäftsführer aller MVZ ist Wolfgang Fink. Er berichtet im Interview, welche Prozesse vor Ort installiert wurden, um das Thema „Coronavirus“ zu bewältigen. Ein erfreuliches Resultat: In Krisenzeiten zeigen sich die organisatorischen Vorteile der Versorgungszentren.
MEDI: Herr Fink, wie informieren die MEDI-MVZ über die aktuelle Corona-Situation?
Fink: Da gibt es einen internen und einen externen Bereich. Im externen Bereich informieren wir Patientinnen und Patienten über das richtige Verhalten, wenn typische Beschwerden vorliegen. Richtiges Händewaschen, Husten oder Niesen in die Ellenbeuge – und darüber, dass Patienten ausschließlich telefonisch Kontakt mit uns aufnehmen sollen. Im internen Bereich finden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagesaktuelle Infos aus seriösen Quellen und Dienstanweisungen. Ganz wichtig sind auch Druckvorlagen, zum Beispiel für Aushänge an der Haustür oder zur Nies-Etikette am Empfang. Parallel haben wir in jedem MVZ eine MFA zur Corona-Beauftragten ernannt. Sie hat die Aufgabe, Kolleginnen und Kollegen über wichtige Änderungen der Dienstanweisungen zu informieren, Aushänge auszutauschen und so weiter.
MEDI: Das klingt anspruchsvoll …
Fink (lacht): Ja, das Coronavirus hat uns in den letzten Tagen einen echten Innovationsschub beschert – Innovation durch Krise! Wir haben sehr kurzfristig eine Art Intranet für unsere MVZ aufgebaut, obwohl MEDI da schon an einer Lösung arbeitet.
MEDI: Welche Ziele verfolgen Sie mit diesen Maßnahmen?
Fink: Die Arztpraxen in Deutschland müssen funktionsfähig bleiben. Sobald ein nachgewiesener Corona-Fall in der Praxis war, wird sie geschlossen und alle Kontaktpersonen müssen in 14-tägige Quarantäne – das ist der heutige Stand. MEDI drängt aber bei den zuständigen Stellen auf eine Änderung: Wenn in der Praxis mit voller Schutzkleidung und unter Einhaltung der Hygienebestimmungen der Abstrich gemacht wurde, soll die Praxis weiterarbeiten dürfen.
MEDI: Ich habe gehört, dass Sie sich in dem Zusammenhang auch mit Heimarbeitsplätzen beschäftigen.
Fink: Aktueller Anlass ist, dass eine unserer MFA gerade Urlaub in einem potenziellen Risikogebiet macht. Danach können wir sie vermutlich nicht in der Praxis arbeiten lassen, sie gehört in Quarantäne. Also haben wir schnell ein Konzept für Heimarbeitsplätze entwickeln lassen.
MEDI: Wie sieht das konkret aus?
Fink: Der Heimarbeitsplatz umfasst ein Notebook mit Zugriff auf die Praxissoftware, außerdem hat die MFA auch Zugriff auf die Telefonanlage der Praxis. Sie kann also Termine vergeben und bei allen Patienten eine erweiterte Corona-Triage durchführen. Dazu gibt es eine Vorlage. Wenn es sich um einen üblichen Infekt handelt, kann sie für den Patienten eine AU-Bescheinigung ausstellen, die in der Praxis ausgedruckt wird. Der Arzt kontrolliert das später und ein gesunder Angehöriger holt die AU plus Informationen in der Praxis ab. Wenn die MFA am Telefon erfährt, dass es sich um einen begründeten Verdachtsfall laut RKI handelt, muss ein Abstrich organisiert werden. Eine große Praxis kann es sich sogar leisten, einen Arzt oder eine Ärztin für Abstriche einzusetzen. Das testen wir in Baiersbronn gerade.
MEDI: Ist der technische Aufwand für den Heimarbeitsplatz groß?
Fink: Das kommt auf die Ausstattung der Praxis an. Für uns zeigt sich jetzt ein riesiger Vorteil: Alle MEDI-MVZ haben identische Praxissoftware und Praxisabläufe. Wir wollten eine Infrastruktur aufbauen, die berechtigten Personen einen flexiblen Zugriff erlaubt. Das ist uns gelungen! Technisch gesehen wäre es sogar möglich, die MFA von ihrem Heimarbeitsplatz aus übergreifend für mehrere MEDI-MVZ einzusetzen.
Ruth Auschra