Um Fuß- und Beinamputationen bei Diabetikern vorzubeugen, haben die Partner in ihren Diabetologievertrag das Modul „Diabetisches Fußsyndrom“ aufgenommen. Startschuss ist der 1. Juli.
In Deutschland leben nach Angaben des Robert Koch-Instituts schätzungsweise 6,7 Millionen Menschen mit Diabetes. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) legt Zahlen vor, wonach rund 20.000 Diabetikern pro Jahr ein Teil des Beines oberhalb des Sprunggelenks amputiert wird. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der sogenannten Major-Amputationen zwar auch in Deutschland zurückgegangen, gilt im europäischen Vergleich jedoch immer noch als vergleichsweise hoch. Laut Schätzungen von Experten ist von den rund 20.000 Major-Amputationen etwa die Hälfte vermeidbar.
Das Vertragsmodul, das die AOK gemeinsam mit der Diabetologen eG Baden-Württemberg und MEDI Baden-Württemberg aufgesetzt hat, soll in erster Linie anhand eines strukturierten Behandlungspfads und zusätzlicher Maßnahmen diese Form der Amputationsrate bei Patientinnen und Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom senken. „Wir sind froh, dass das Modul nun startet. Ich bin überzeugt davon, dass durch die verbesserte und intensivere Betreuung und Versorgung die Anzahl an schwerwiegenden Komplikationen zurückgehen wird. So verbessern wir vor allem auch die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten“, sagt Dr. Richard Daikeler, MEDI-Arzt und 1. Vorstand der Diabetologen eG Baden-Württemberg. Das soll durch ein abgestuftes Versorgungskonzept von Spezialisten im ambulanten und stationären Versorgungsbereich erzielt werden.
Für die Vertragsteilnehmer wurde eine Vergütungsstruktur geschaffen, die auf den tatsächlichen Versorgungsbedarf abgestimmt ist und über die Regelversorgung merklich hinaus geht. Sie orientiert sich an dem vereinbarten Behandlungsschema und ist nach Indikation (Klassifikation nach Wagner-Armstrong) in ärztliche Leistungen und Verbandwechsel aufgeteilt.
Fußambulanzen
Auch sogenannte Fußambulanzen werden einbezogen. Neu ist beispielsweise, dass im Modul der Facharzt bei Risikopatienten bereits einbezogen werden kann, bevor eine Wunde entstanden ist. Existiert bereits eine Wunde, wird der Patient im Vertragsmodul engmaschig betreut. Dazu zählt neben der Wundsäuberung auch eine strukturierte Wundbehandlung. Zeichnet sich nach acht Wochen kein deutlicher Fortschritt bei der Wundheilung ab, erfolgt eine achtwöchige Nachbehandlung, bei der die Behandlung und Kontrollen weiter intensiviert werden.
Ist für den Facharzt erkennbar, dass die Wundheilung nicht deutlich fortschreitet, soll der Patient nach spätestens 24 Wochen in ein (zertifiziertes) Fußzentrum überwiesen werden. Bei Komplikationen wie zum Beispiel einem Charcot-Fuß ist eine Einweisung in ein zertifiziertes Fußzentrum jederzeit möglich. Wichtiger Bestandteil ist außerdem eine strukturierte Patientenschulung. Betroffene werden bei der Wahl gut passenden Schuhwerks unterstützt und erhalten Informationen, was sie selbst für die Fußgesundheit tun können.