Im Südwesten und Norden von Rheinland-Pfalz zeichnet sich in den nächsten Jahren eine massive Unterversorgung in der ambulanten ärztlichen Versorgung ab. Drei Kommunen haben Hilfe von MEDI Südwest angefordert.
Die beiden Städte Pirmasens, Zweibrücken und der Landkreis Südwestpfalz haben die MEDI Südwest GmbH mit Sitz in Kaiserslautern beauftragt, innerhalb eines halben Jahres ein Konzept zu erstellen, wie die Versorgung mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten in der Region zukünftig sichergestellt werden kann.
Laut einer Umfrage, die der Verbund in Rheinland-Pfalz unter niedergelassenen Medizinern durchgeführt hatte, steht bis 2023 bei etwa 66 Prozent der Hausärzte und 62 Prozent der Fachärzte ein Wechsel an. „Die Chancen, einen Nachfolger zu finden, sind gleich null“, sagt MEDI-Südwest-Geschäftsführer Axel Motzenbäcker. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Prognosen der KV Rheinland-Pfalz.
Ältere Ärzte halten, neue gewinnen
MEDI hat inzwischen damit begonnen, eine Analyse der medizinischen Versorgung vor Ort mit Schwerpunkt auf dem hausärztlichen Bereich zu erstellen. Danach finden Gespräche mit den Medizinern statt. Dort soll klar werden, inwieweit ältere Ärzte noch weiterarbeiten und eventuell in neue kooperative Formen wie medizinischen Versorgungszentren (MVZs), Berufsausübungsgemeinschaften (BAGs) oder Praxisgemeinschaften einsteigen möchten. Gleichzeitig sollen junge Mediziner in die Region gelockt werden, die in diesen Praxen als Angestellte arbeiten können. Auch Teilzeitmodelle sind denkbar.
Großes Interesse
Vielversprechend verlief der erste Infoabend Ende Oktober: Rund 50 Ärzte und etwa 25 Vertreter aus Politik und Kommunen kamen, darunter die Bürgermeister von Pirmasens und Zweibrücken, Markus Zwick und Christian Gauf, die Landrätin des Kreises Südwestpfalz, Dr. Susanne Ganster (alle CDU), und der frisch gewählte Generalsekretär der CDU Rheinland-Pfalz, Dr. Christoph Gensch.
Die Anwesenheit der Regionalpolitiker zeigt, wie ernst der Ärztemangel inzwischen ist. Der Vorsitzende des Ärztekreises Pirmasens, Dr. Horst Brenneis, sieht außer den Politikern auch das kommunale Marketing in der Pflicht. So müssten sich die beiden Städte und der Landkreis offensiv auf Famulaturbörsen präsentieren und die Vorteile ihrer Region bewerben.
Im Gegensatz zu den städtischen Zentren in Rhein-Main und Rhein-Neckar gebe es genügend günstige Immobilien für Praxen oder zum Wohnen und auch Kitaplätze seien ausreichend vorhanden. „Der Ärztemangel kann nur in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und einem gemeinsamen Konzept gelöst werden“, ist MEDI-Arzt Brenneis überzeugt. Axel Motzenbäcker hat nach der Veranstaltung sehr viel positive Resonanz erhalten. Mehrere Mediziner zeigten Interesse daran, sich an kooperativen Praxismodellen beteiligen zu wollen.
Ein Beispiel für solche Modelle wäre ein genossenschaftlich organisiertes MVZ nach dem Vorbild der Medicus Eifler Ärzte eG in Bitburg, das am 1. November 2018 an den Start gegangen ist. Auch in der Eifel zeichnet sich in den nächsten Jahren ein massiver Ärztemangel ab. Die MEDI-Projektgruppe möchte in der Südwestpfalz aber auch MVZs nach eigenem Konzept wie in Baden-Württemberg auf die Beine stellen.
Verbundweiterbildung organisieren
Ein wesentlicher Standortfaktor, um junge Ärztinnen und Ärzte in die Region zu locken, ist für Horst Brenneis eine Verbundweiterbildung nach dem Beispiel der Region Donnersbergkreis/Rheinhessen (siehe MEDITIMES 3/2018; S. 18 ff), an deren Gründung MEDI Südwest maßgeblich beteiligt war. Dort wird jungen Medizinern in Zusammenarbeit mit dem Westpfalz-Klinikum und niedergelassenen Ärzten eine strukturierte Weiterbildung, etwa zum Facharzt für Allgemeinmedizin, ermöglicht. „So etwas brauchen wir hier auch“, formuliert Urologe Brenneis ein Ziel des Projekts. Als Kooperationspartner stünden hier das Städtische Krankenhaus Pirmasens und das Elisabeth-Krankenhaus in Rodalben (Kreis Südwestpfalz) bereit.
Martin Heuser