Sydney (pag) – Neue Empfehlungen des American College of Cardiology und der American Heart Association legen nahe, den Schwellenwert für die Definition von Bluthochdruck zu senken und Risikopatienten früher zu behandeln. Ob damit die Gesundheit der potenziellen Patienten verbessert oder gefährdet wird, stellen australische Wissenschaftler in einem Report zur Diskussion.
Der Report von den Wissenschaftlern der Bond University und der University of Sydney ist im JAMA International Medicine erschienen. Darin kommen die Autoren zu dem Schluss, dass es die Menschen in dreifacher Hinsicht gefährde, wenn Diagnosestandards verändert und Behandlungsschwellenwerte für Bluthochdruck herabgesetzt werden.
„Erstens bedeutet eine erweiterte Definition von Bluthochdruck, dass plötzlich deutlich mehr Personen als krank eingestuft werden können, obwohl sie vielleicht nur ein sehr geringes Krankheitsrisiko haben”, sagt Dr. Katy Bell von der University of Sydney, leitende Autorin des Reports. „Einer Person den Stempel aufzudrücken, sie habe Bluthochdruck, erhöht das Risiko von Angstzuständen und Depressionen im Gegensatz zu Personen mit demselben Blutdruck, denen kein Bluthochdruck attestiert wird.” Zweitens sei es wahrscheinlich, dass mehr Menschen von Nebenwirkungen der Behandlungen betroffen sein werden. Und drittens könnten die Neuerungen in Ländern mit keiner umfassenden Krankenversicherung, wie etwa in den Vereinigten Staaten, dazu führen, dass die Betroffenen Probleme beim Abschluss von Versicherungsverträgen aufgrund von Vorerkrankungen haben.
Der Report weist nach, dass eine Blutdrucksenkung für achtzig Prozent der kürzlich nach den neuen Richtlinien diagnostizierten Bluthochdruckpatienten keinerlei Vorteile bietet hinsichtlich der Reduktion des Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Elf Prozent könnten geringe Vorteile erwarten und nur für neun Prozent würden die neuen Richtlinien einen spürbaren Vorteil bedeuten. Die neuen Richtlinien würden zusätzlich 13,7 Prozent aller Erwachsenen als Bluthochdruckpatienten kategorisieren. Das wären 31 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten und rund 2,4 Millionen Menschen in Australien, kalkulieren die Wissenschaftler.