Erfurt (pag) – „Rund drei Milliarden Euro – mit dieser Summe stehen die Krankenkassen bei den niedergelassenen Ärzten allein für das vergangene Jahr in der Kreide.“ Diese Rechnung präsentiert der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, auf der Vertreterversammlung der KBV.
Da in der gesetzlichen Krankenversicherung ein beträchtlicher Teil der ärztlichen Arbeit nicht bezahlt werde, säßen die Kassen auf einem Finanzpolster von 31 Milliarden Euro. Mit Blick auf die wachsenden Kassenrücklagen und das von Gesundheitsminister Jens Spahn geplante Gesetz fordert Gassen: „Besser wäre, das Geld dafür zu verwenden, wofür es die Versicherten gezahlt haben – für die Versorgung. Beenden Sie die Zechprellerei der Kassen, Herr Minister Spahn!“
Der KBV-Chef führt in seiner Rede aus, dass Schwarz-Rot den Patienten mehr, schnellere und ortsnahe Termine sowie am besten Ansprechpartner aller Fachrichtungen 24/7 versprechen. Wenn künftig die Nachfrage nach Leistungen das Angebot bestimmen solle, ist für Gassen eine Entbudgetierung die einzig logische Schlussfolgerung.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Dr. Andreas Hofmeister, stellt auf der Vertreterversammlung klar, dass die KBV einer Lockerung des Fernbehandlungsverbots aufgeschlossen gegenüberstehe, mit einer Einschränkung: „Statt von Fernbehandlung spreche ich lieber von Fernkonsultation.“ Diese sei eine notwendige Komponente für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. „Eine Konsultation am Telefon, auch bei unbekannten Patienten, ist für uns elementar, weil wir mit der 116117 die Reform des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes unterfüttern wollen.“
Ebenfalls auf der Agenda steht die Telematikinfrastruktur: KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel mahnt die Krankenkassen, endlich ihre gesetzlichen Pflichten bei der Finanzierung zu erfüllen. Die niedergelassenen Ärzte dürften nicht im Unklaren gelassen werden. „Es wäre eine Farce, wenn unsere Mitglieder am Ende Strafen zahlen müssen, obwohl wir unsere Hausaufgaben gemacht haben“, so Kriedel. Über die Hälfte der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten könnten keine TI-Komponenten kaufen, geschweige denn installieren. Angesichts der noch immer unklaren Finanzierungssituation befürchtet er, die niedergelassenen Ärzte könnten auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben – wenn die Preise der TI-Konnektoren nicht in dem Maße fallen, wie in der Finanzierungsvereinbarung angenommen. (Foto: kbv)