Berlin (pag) – Erneut machen sich Ärzte für den Aufbau eines nationalen Diabetes-Registers stark. Dieses sei notwendig, um repräsentative Aussagen im langfristigen Verlauf zu erheben, betont Prof. Jochen Seufert vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem Diabetes Kongress.
Zwei bereits etablierte deutschlandweite Diabetesregister sind die „Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation“ (DPV) sowie die „Diabetes-Versorgungs-Evaluation“ (DIVE). „Die Verbindung dieser Datenbanken bietet eine für Deutschland einzigartige Basis, mehr Transparenz über die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Diabetes in Deutschland herzustellen“, erklärt Seufert. Zusammen bildeten sie mehr als 500.000 Patienten mit Diabetes ab – davon haben etwa 80.000 Erwachsene Typ-1-Diabetes und 400.000 Typ-2-Diabetes. Erste Daten-Analysen von Patienten mit Typ-2-Diabetes aus den beiden Registern deuten dem Mediziner zufolge auf hohe Unterschiede zwischen den Bundesländern hin. Seufert betont: „Um repräsentative Aussagen für ganz Deutschland im langfristigen Verlauf zu erheben, ist jedoch auf Dauer unbedingt der Aufbau eines nationalen Diabetes-Registers notwendig“.
Derzeit arbeitet die Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts fachgebietsübergreifend am Aufbau einer Diabetes-Surveillance für Deutschland. „Durch die Struktur und den Ansatz der Nationalen Diabetes-Surveillance können jedoch nicht alle Fragen zur Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus flächendeckend beantwortet werden“, stellt Seufert klar. Die Surveillance ersetze daher nicht den Aufbau eines nationalen Registers.
Thema auf der Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist auch ein digitales Diabetes Präventionszentrum, das unterschiedliche Subgruppen der Krankheit identifizieren und spezifische Präventions- und Therapieansätze entwickeln könnte. Dafür sollen in großer Zahl Daten der breiten Bevölkerung, die etwa Wearables ermitteln, erhoben werden, erläutert Prof. Martin Hrabĕ de Angelis, Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Angedacht sei, dass die mathematische und informationstechnische Expertise das Helmholtz Zentrum München einbringt, die klinische komme vom DZD. Habric veranschlagt Kosten von etwa 80 Millionen Euro, „bei Gesundheitskosten im Diabetesbereich von über 16 Milliarden Euro jährlich wäre das sicher eine gute Investition“.