Berlin (pag) – Der neue Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, fordert mehr Geld für die Pflege. Statt die Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung zu senken oder zurückzuerstatten, sollten die Mittel eingesetzt werden, um die Arbeitssituation der Pflegekräfte zu verbessern, sagt er bei seiner ersten Pressekonferenz in Berlin.
Westerfellhaus kündigt an, sich konstruktiv und hartnäckig für die Belange von Pflegebedürftigen, ihren Angehörigen und der Pflegekräfte einzusetzen. „Pflege ist ein verantwortungsvoller und großartiger Beruf, der endlich die gebührende Anerkennung bekommen muss“, sagt er. Dazu müssten die Arbeitsbedingungen und die Löhne der Pflegekräfte so verbessert werden, dass kranke und pflegebedürftige Menschen auch künftig professionell versorgt werden können. Außerdem fordert er, die Aufgaben in der medizinischen Versorgung neu zu verteilen und dem Pflegepersonal mehr Autonomie zu gewähren: Es könne nicht sein, dass gut ausgebildete Kräfte nur von Delegation abhängig und „die Handlanger anderer Gesundheitsprofessionen“ seien. Wenn die Pflege wieder zu einem attraktiven Beruf werde, könnten auch diejenigen Fachkräfte zurückgewonnen werden, die in den letzten Jahren dem Beruf den Rücken gekehrt hätten. Auch ein Gewinn von Pflegekräften aus dem Ausland könne langfristig nur gelingen, so Westerfellhaus, wenn der Beruf mit mehr Eigenständigkeit verbunden sei.
Eine Aufwertung der Pflege koste auch Geld, sagt Westerfellhaus, der von 2009 bis 2017 Präsident des Deutschen Pflegerates war. In einem Solidarsystem dürften allerdings nicht nur die Betroffenen unter den höheren Kosten leiden. Diskutiert werden müsse, ob die Pflegeversicherung als Teilkasko noch der richtige Weg sei. Er könne sich außerdem vorstellen, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen 8.000 Pflegekräfte aus Steuermitteln finanziert werden. Darüber hinaus tritt Westerfellhaus für einen unabhängigen Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und für die weitere Verkammerung der Pflege einschließlich einer Bundespflegekammer ein.
Einsetzen will sich Westerfellhaus auch für die Betroffenen: Familien mit einem Pflegebedürftigen bräuchten bessere Informationen darüber, wo sie eine gute Pflege erhalten könnten. Den Pflege-TÜV in seiner jetzigen Form nennt der gelernte Krankenpfleger „ein Trauerspiel“. Pflegebedürftige hätten Rechte, die sie auch durchsetzen können müssten. Besonders einsetzen möchte sich Westerfellhaus auch für die pflegenden Angehörigen, „die tagtäglich unschätzbare Anstrengungen leisten“.