Baumgärtner warnt vor Installation des TI-Konnektors

20. April 2018

Da der TI-Konnektor für den Datenabgleich mit den Krankenkassen noch „zu viele Störungen und Kinderkrankheiten“ aufweist, rät Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland, den Praxen davon ab, den Konnektor jetzt schon zu installieren. Im nachfolgenden Rundschreiben an die MEDI-Mitglieder im Südwesten begründet Baumgärtner seine Bedenken:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

viele von Ihnen sind wegen einer Anschaffung des TI-Konnektors für den Datenabgleich mit den Krankenkassen verunsichert. Bis zum Jahresende sollen unsere Praxen die Konnektoren installiert haben, sonst droht der Gesetzgeber mit Strafen. Man fragt sich schon, ob die Verantwortlichen auch mal einen Blick in unsere Praxen werfen, denn die aktuelle Situation sieht wie folgt aus:

  • Von der versprochenen Vielfalt der Konnektoren gibt es aktuell nur EINEN (CompuGroup). Insofern gibt es auch keinen Preiswettbewerb.
  • Konnektoren sind lediglich in ca. 10% aller Praxen installiert.
  • Die Argumentation, man könnte einen anderen als den jeweils empfohlenen Konnektor wählen, ist naiv. Man ist praktisch gezwungen, den vom jeweiligen Softwareunternehmen empfohlenen Konnektor zu kaufen. Gibt es Probleme mit der Praxis-IT nach der Installation eines “fremden” Konnektors, ist doch dieser sofort schuld. Es gibt also de facto keinen echten Wettbewerb.
  • Die Medatixx-Gruppe wartet auf den Telekom-Konnektor, andere Firmen auf andere angekündigte Konnektoren, die aber alle noch nicht zertifiziert sind.
  • Mit dem 2. Quartal 2018 hat die Abstaffelung der Preise für die Konnektoren, die von den KVen bezahlt werden sollen, begonnen. Die Frage, ob die Anbieter diese Abstaffelung mitmachen, ist noch offen und die Praxen würden im Ernstfall auf einigen Kosten sitzen bleiben. Im Gesetz steht aber, dass alle Kosten für die Praxen übernommen werden. Daran hält sich erfreulicherweise die KVBW, die bisher alle Kosten übernommen hat und das wohl auch künftig tun wird.
  • Der Datenabgleich findet, nach Rückmeldungen aus bisher installierten Praxen, inzwischen schnell genug statt. Allerdings stürzt das System in der Konfiguration mit dem Konnektor häufiger ab und die Praxen können nicht weiterarbeiten. Ein Anwender hat deshalb dazu geraten, bei der Umstellung darauf zu achten, dass man ggf. mit seiner alten Konfiguration – also ohne Konnektor – weiterarbeiten können sollte, falls der Konnektor ausfällt. Zudem gibt es teilweise Probleme mit dem Format der Patientenkarte und sie kann nicht eingelesen werden!

Aus diesen Gründen kann ich Ihnen nicht dazu raten, den TI-Konnektor installieren zu lassen. Zuerst müssen die Störungen und die “Kinderkrankheiten” behoben werden.

Die aktuelle Situation ist ärgerlich und wie so häufig schert sich kein politisch Verantwortlicher darum. Man kann aktuell nur hoffen und dafür kämpfen, dass der Zwang zur Installation über 2018 hinaus verschoben wird. Bis dahin muss auch die Frage geklärt werden, wer gegenüber den Praxen haftet, wenn der Konnektor ausfällt oder gehackt wird. Ich werde mich für unsere Praxen einsetzen und Sie sofort darüber informieren, sobald sich die Umstände gebessert haben.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Dr. Werner Baumgärtner
Vorstandsvorsitzender MEDI Baden-Württemberg e.V.

Social Media

Folgen Sie uns auf unseren Plattformen.

Aktuelle MEDI-Times

MEDI-Newsletter

Mit dem kostenfreien MEDI-Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über aktuelle Themen und die neuesten Angebote. Bleiben Sie mit uns auf dem Laufenden!

Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen und bin damit einverstanden.*

Auf Facebook kommentieren!

„Diabetologische Leistungen sind im EBM nur unzureichend abgebildet“

Wachsende Patientenzahlen, steigende Anforderungen an die Therapie und fehlende Finanzierung im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) stellen diabetologische Schwerpunktpraxen (DSP) bundesweit vor große Herausforderungen. Wer sich in Baden-Württemberg dem MEDI-Diabetologievertrag angeschlossen hat, ist deutlich besser dran. Der Diabetologe Dr. Richard Daikeler erläutert die Stärken des Vertrags – und erklärt, warum er den Protest der Kolleginnen und Kollegen bundesweit unterstützt.

Neues Konzept zur ambulanten Weiterbildung: „Das ist eine Investition in die Zukunft“

Neues Konzept zur ambulanten Weiterbildung: „Das ist eine Investition in die Zukunft“

Mehr ambulante Angebote, weniger Fokus auf die Kliniken – wohin die Reise bei der Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin gehen soll, ist eigentlich klar. Doch der Weg dorthin gestaltet sich allzu oft holprig. Ein neues Konzept von Young MEDI unter der Federführung der Allgemeinmedizinerin Dr. Christine Blum und des Orthopäden Dr. Ferdinand Gasser soll das ändern und die ambulante Weiterbildung attraktiver und zugänglicher gestalten.

Elektronische Patientenakte: MEDI fordert deutliche Verschiebung für sicheren Start –Scharfe Kritik an intransparenter Kommunikation des BMG

MEDI Baden-Württemberg e. V. fordert eine deutlich längere Testphase für die elektronische Patientenakte (ePA) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf, den Start der ePA realistisch und transparent anzupassen. Die Bedenken der Anbieter der Praxisverwaltungssysteme (PVS) müssten ernst genommen werden. Die aktuelle Kommunikation des BMG zur Zeitplanung sorge für Verwirrung bei der niedergelassenen Ärzteschaft.