Köln/Berlin (pag) – Trotz schärferer Gesetze werden weiter zu wenige Kinder gegen Masern geimpft. Das geht aus den neuen Impfquoten für Schulanfänger hervor, die das Robert Koch-Institut (RKI) anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 23. bis 29. April vorgelegt hat.
Zwar hätten 2016 erstmals alle Bundesländer bei der ersten Masernimpfung die Impfquote von 95 Prozent erreicht. Bei der zweiten Impfung sei die Quote aber nur geringfügig auf 92,9 Prozent gestiegen. „Es ist verantwortungslos, Kinder nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken hinzunehmen“, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Bundesweit sei eine Impfquote von 95 Prozent erforderlich, um die Erkrankung auszurotten.
Laut RKI erkrankten 2017 insgesamt 929 Menschen hierzulande an Masern, fast dreimal mehr als 2016 (325). „Etwa ein Viertel der gemeldeten Fälle muss im Krankenhaus behandelt werden“, erklärt RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Drei bis sieben Menschen würden pro Jahr an Masern oder der Masernfolgeerkrankung SSPE sterben. Leicht gestiegen seien auch die Impfquoten für Windpocken und Meningokokken. Alle anderen Impfquoten, etwa für Diphtherie und Tetanus, seien dagegen geringfügig gesunken.
Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), weist darauf hin, dass sich die Einstellung der Bevölkerung zum Impfen gebessert habe. „Lediglich fünf Prozent der befragten 16- bis 85-Jährigen haben eine eher ablehnende Haltung“, sagt sie. Eine konsequente und zielgerichtete Impfaufklärung sei weiterhin notwendig. Thaiss: „Denn wer geimpft ist, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft.“
Baden-Württemberg hat unterdessen eine „Landesarbeitsgemeinschaft Impfen“ gegründet, an der zahlreiche Organisationen beteiligt sind. Mit ihr soll der Nationale Impfplan auf das Land anpasst und eine gemeinsame Impfstrategie entwickelt werden. Besonderes Augenmerk will Sozialminister Manne Lucha auf junge Erwachsene legen, deren Impfstatus häufig Lücken aufweist. Die Präventionskampagne umfasse zahlreiche Aktivitäten in Sozialen Medien wie Instagram und Facebook.
Die Europäische Impfwoche wird jeden April in der gesamten Europäischen Union begangen, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Bürger zu stärken.