Berlin (pag) – Mindestens 190.000 Menschen sind durch Impflücken in den vergangenen zehn Jahren gestorben, schätzt das Robert Koch-Institut. Für einen besseren Schutz vor Infektionskrankheiten schlägt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein elektronisches Impfbuch vor. Außerdem appelliert sie an die Ärzte, die Vorteile des Impfens engagiert zu vertreten.
Erschüttert von der hohen Zahl an Todesfällen zeigt sich Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. „Dass in einem modernen Land mit so einem medizinischen Stand, wie wir hier haben, tatsächlich vermeidbare Infektionskrankheiten wieder ein Problem werden – das ist für mich ein Skandal“, sagt Hofmeister. Nach seiner Ansicht werde das Impfen als schützende Methode nicht hinreichend wahrgenommen. Die Impfgegner bildeten jedoch laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine vergleichsweise kleine Gruppe. Schwerer wögen demnach andere Gründe für die Impflücken: Nichtwissen, Vergesslichkeit oder Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Der Infektionsschutz werde damit immer wieder durchbrochen und es gelänge nicht, schwere Krankheiten wie die Masern auszurotten. Mit einer Impfpflicht tut sich Hofmeister jedoch schwer: „Wir sind ein freies Land, aber es gibt sicher auch bestimmt unterhalb der Ebene der Impfpflicht eine Menge Möglichkeiten“, sagt er. Die KBV schlägt ein elektronisches Impfbuch vor, das jeden Bürger auf seiner Krankenversichertenkarte hat. Bei einem Arztbesuch könnte automatisch überprüft werden, ob der Impfstatus vollständig ist, und es könnte zumindest jedes Mal daran erinnert werden, ob, oder wenn nicht, warum dies nicht der Fall ist. „Das wäre sicher ein erster Schritt unterhalb der Impfpflicht“, betont der KBV-Vize. „Ärzte sollen sich selbst und ihr Team immer wieder motivieren, auf das Impfen hinzuweisen, und sie sollten selber engagiert das Impfen vertreten. Und wenn es dieses elektronische Helferlein gäbe, dass der Ausweis eben jedes Mal beim Einchecken in der Praxis aufzeigt: Hallo, da wäre eine Impfung zur Aktualisierung. Dann wäre es ein ganzes Stück leichter“, so Hofmeister.