Berlin (pag) – Die gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahr 2017 einen Überschuss von rund 3,15 Milliarden Euro erzielt. Dieser Überschuss lag dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zufolge nahezu doppelt so hoch wie im Vorjahr (2016: 1,62 Milliarden Euro). Die Erfolgsmeldung aus dem Ministerium stößt nicht überall Beifall.
Noch-Gesundheitsminister Hermann Gröhe ist erfreut über das Finanzergebnis. Damit könne die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die großen Herausforderungen des Gesundheitswesens „kraftvoll“ angehen. Es gibt aber auch weniger wohlwollende Interpretationen der Zahlen. Vor einer wachsenden Schräglage in der GKV-Finanzierung warnt etwa der BKK-Landesverband Bayern. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kritisiert, dass sich einige Kassen zum „Gesundheitsbroker“ aufschwingen, das Geld ihrer Kunden nicht richtig anlegten, sondern durch Impfstoffvereinbarungen beispielswiese deren Versorgungssicherheit aufs Spiel setzten.
Dem BMG zufolge stiegen die Finanzreserven der Krankenkassen bis Ende 2017 auf rund 19,2 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Finanzreserve sämtlicher Krankenkassen beträgt etwa eine Monatsausgabe und liegt damit viermal so hoch wie die gesetzlich vorgesehene Mindestreserve.
Im Bereich der vertragsärztlichen Behandlung stiegen die Ausgaben um rund 4,9 Prozent an. Bei den Ausgaben für die ärztliche Behandlung ist laut BMG zu beachten, dass es ab 2017 bei einigen Kassenärztlichen Vereinigungen mit einem bislang vergleichsweise niedrigeren Gesamtvergütungsniveau auf Grund der sogenannten „Konvergenzregel“ zu höheren Vergütungen gekommen ist.
Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen gingen dagegen im vergangenen Jahr 0,4 Prozent zurück. Vieles spricht dafür, dass dabei auch Synergieeffekte bei größeren Kassenfusionen eine Rolle spielen.