Berlin (pag) – Experten aus Wissenschaft und Praxis haben einen „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ vorgelegt. 15 konkrete Einzelmaßnahmen sollen das Gesundheitssystem nutzerfreundlicher gestalten und die Gesundheitskompetenz des Einzelnen fördern.
Alle gesellschaftlichen Akteure sollen eingebunden werden, wie die Autoren bei Überreichung des Plans an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe betonen.
„Mit dem Nationalen Aktionsplan gibt es nun einen wissenschaftlichen Leitfaden, der zeigt, wie die Gesundheitskompetenz in unserem Land bei der Bildung, Ernährung und Arbeit, aber auch durch einen verständlicheren Austausch zwischen Arzt und Patient gestärkt werden kann“, lobt Gröhe die Initiative.
Prof. Doris Schaeffer und Prof. Ullrich Bauer von der Universität Bielefeld, Prof. Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance sowie Dr. Kai Kolpatzik vom AOK-Bundesverband haben mit ihrem Werk auf eine Studie aus dem vergangenen Jahr reagiert, nach der es 54 Prozent der Menschen in Deutschland schwerfällt, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen und angemessen mit ihnen umzugehen. Eine steigende Lebenserwartung, die Zunahme chronischer Erkrankungen, ein sehr komplexes Gesundheitssystem und die digitale Informationsflut ließen die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz der Menschen immer weiter ansteigen, so die Analyse. „Besonderen Handlungsbedarf gibt es bei Menschen mit geringerem Bildungsniveau, Älteren, chronisch Kranken und Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt Schaeffer. Für den Staat biete ein konsequent umgesetztes Förderkonzept zudem erhebliches Einsparpotenzial: Auf bis zu 15 Milliarden Euro im Jahr beziffern die Experten die Mehrausgaben, die durch unzureichende Gesundheitskompetenz in Deutschland entstehen.
Nach Vorstellung der Autoren sollte es Angebote zur Kompetenzförderung bereits in Kita und Schule sowie am Arbeitsplatz, im Wohnumfeld und in den Kommunen geben. Medien und Konsumgüterhersteller müssten als Akteure in die Pflicht genommen werden, letztere zum Beispiel durch klare Kennzeichnungspflichten wie die Lebensmittelampel. Komplexe administrative Prozesse im Gesundheitssystem seien abzubauen sowie Ärzte und Pflegepersonal gezielt dabei zu unterstützen, mit Patienten verständlich zu kommunizieren. „Was wir brauchen sind evidenzbasierte, transparente und laienverständliche Gesundheitsinformationen, aber auch Akteure im Gesundheitswesen, die das vermitteln können“, betont Kolpatzik.