Berlin (pag) – Der Herzbericht 2017 bestätigt, was sich bereits in den Vorjahren abgezeichnet hat: Die Sterblichkeit unter Frauen ist in der Summe aller im Bericht berücksichtigten Diagnosen deutlich höher als unter Männern. Das gibt den Fachleuten Rätsel auf.
Herzleiden sind in Deutschland noch immer Todesursache Nummer Eins. Auf die für den Herzbericht ausgewählten Diagnosen – Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen, angeborene Herzfehler und koronare Herzkrankheit (KHK) inklusive Herzinfarkt – entfallen insgesamt 23,9 Prozent aller im Jahr 2015 Gestorbenen. 46,9 Prozent davon waren männlich und 53,1 Prozent weiblich. Die Sterbeziffer (Gestorbene pro 100.000 Einwohner) beträgt im betrachteten Zeitraum bei Männern 256,7 und bei Frauen 282,1.
Im Nachteil sind Frauen dem Bericht zufolge insbesondere bei der Herzinsuffizienz: Hier übersteigt die Sterbeziffer der Frauen die der Männer um 64 Prozent. Bei Herzrhythmusstörungen sind es demnach 51,1 Prozent und bei Herzklappenerkrankungen 54,8 Prozent. Prof. Hugo Katus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, hält diese Abweichungen für „unerwartet groß“ und „nicht ohne Weiteres erklärlich“. Prof. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, ergänzt: „Diese Unterschiede lassen darauf schließen, dass Frauen mit diesen Herzkrankheiten eine ungünstigere Prognose als männliche Patienten haben.“ Es gelte, geschlechtsspezifische Besonderheiten etwa bei der Wirkung von Medikamenten, in der Anatomie von Herz und Gefäßen sowie bei der Symptomatik von Herzleiden verstärkt zu berücksichtigen.
Unter den Patienten mit KHK zeichnet sich dagegen ein anderes Bild ab: Während hier die Sterbeziffer der Frauen laut Herzbericht 143,5 beträgt, liegt sie bei den Männern mit 169,0 deutlich höher. In einer zusätzlichen Analyse fanden die Autoren heraus, dass es beim akuten Herzinfarkt ähnlich aussieht. Die Sterbeziffer der Frauen ist um 25,6 Prozent niedriger als die der Männer.