„Die Bürgerversicherung würde wie ein Brandbeschleuniger für eine echte Zweiklassenmedizin in Deutschland wirken“, warnen die Vorstandsvorsitzenden der in der Allianz Deutscher Ärzteverbände vertretenen Organisationen. Sie kritisieren, dass es bis heute kein auskalkuliertes Konzept für die Bürgerversicherung gibt. „Dagegen steht fest, dass die Gewinner dieser pseudogerechten Ideologie einiger Politiker die privaten Zusatzversicherungen wären“, betont der amtierende Allianz-Sprecher und Chef von MEDI GENO Deutschland, Dr. Werner Baumgärtner.
Denn auch mit der Bürgerversicherung wird es private Zusatzversicherungen geben – und damit einen vielversprechenden Markt. Derzeit gibt es neben den rund neun Millionen Vollversicherten etwa 25 Millionen Menschen mit einer privaten Zusatzversicherung, insbesondere für die stationäre Versorgung. Viele von ihnen würden sich bei Einführung der Bürgerversicherung vermutlich für vergleichbare Verträge in der ambulanten Versorgung entscheiden. „Das scheinen die Befürworter der Bürgerversicherung zu ignorieren“, so die Ärzte-Allianz. Bei einer Bürgerversicherung würde der Patientenversorgung im ambulanten Bereich viel Geld entzogen und damit stünde für die Behandlung aller Versicherten weniger Geld zur Verfügung. „Die Behandlungsqualität würde sinken und der Ärztemangel steigen“, warnt die Allianz. „Wer es sich leisten kann, schließt neben der Bürgerversicherung eine private Zusatzversicherungen auch für die ambulante Versorgung ab und hat damit Zugang zu einer umfangreichen Versorgung.“
Die Allianz Deutscher Ärzteverbände möchte nicht nur den freien Arztberuf erhalten, sondern auch den Patienten die hochwertige und wohnortnahe Versorgung bieten, die diese kennen und wollen. Die Forderung der SPD nach der Bürgerversicherung sei eine Missachtung des Wählerwillens: „Vor der Bundestagswahl haben sich die Christdemokraten gegen eine Bürgerversicherung ausgesprochen. Die SPD ist wegen ihr im Rahmen der Gerechtigkeitsdebatte abgewählt worden. Nun versucht sie, diese durch die Hintertür einzuführen.“
Wie andere Ärzteverbände ist auch die Allianz gegen eine einheitliche Gebührenordnung für Ärzte. „Der EBM ist keine Gebührenordnung für einzelne Patienten und der Arzt hat keinen Anspruch auf eine leistungsgerechte Vergütung, sondern nur darauf, dass ein jährlich festgelegtes Budget ‚gerecht‘ verteilt wird“, so Baumgärtner. „Die GOÄ dagegen ist eine vom Bundesministerium für Gesundheit genehmigte Gebührenordnung, die ärztliche Leistungen individuell abbildet, wie sie jedem freien Beruf zusteht.“